[229] 56. Die Strafe für den Diebstahl

[229] Es waren einmal zwei Freunde, ein Prachthuhn und eine Ralle. Als es Ebbe war, gingen beide eines Tages auf den Fischfang; während sie über das Riff hinwegliefen, biß eine große Auster das Huhn in den Fuß und hielt es fest. Da fing das Huhn zu klagen an:


»Liebe kleine Schwester Ralle,

Hör doch Ralle, hör!

Bring zwei Steine herbei,

Schlage die Auster entzwei,

Du ißt dann das Weiße dabei,

das übrige aber mein Teil sei!«


Darauf antwortete die Ralle, die einsah, daß das Huhn, welches in den Tarofeldern stets große Verwüstungen anrichtete, bestraft werden sollte:


»Die Flut kommt jetzt herauf

Sie wird dich wildes Vieh verschlingen!

Weshalb fraßt du auch alle Taros auf?«


Das Huhn konnte nicht von der Auster loskommen; die Flut stieg auf und ersäufte das Huhn.

Quelle:
Hambruch, Paul: Südseemärchen. Jena: Eugen Diederich, 1916, S. 229-230.
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