Irrlichter.

[207] Treffen Irrlichter einen, den sie hassen und nicht leiden können, so verwirren sie ihm den Sinn, und führen den Betäubten zu einem Abgrunde oder einem alten Brunnen, wo er elendiglich umkömmt. Ein Knecht soll einmal von Kosořiz nach Pošic gegangen sein. Am Wege erblickte er sehr viele Irrlichter. Er fürchtete sich und lief davon, aber die Irrlichter liefen ihm nach und verwirrten ihn so, daß er in einen Graben stürzte und dort bis zum Morgen ohnmächtig liegen blieb. (böhm. I. Kraus aus Luschtenitz.)

Bei Weißwasser sagen die Leute, die Irrlichter seien die Seelen der Erhängten und Ertrunkenen, welche vom Teufel gedungen sind, ihm Seelen zuzuführen. Sie locken daher die Leute durch Lichtglanz an morastige Stellen und ersäufen sie.

Doch sollen sie auch gute Geister sein, die dem Menschen[207] helfen und ihn zurechtweisen, wenn er sich verirrt. Ein Mann aus Weißwasser hatte sich in der Nacht verirrt und war in Gefahr, in einen Abgrund zu stürzen. Da ruft ihn Jemand und wie er sich umsieht, erblickt er ein Licht und geht ihm nach. Das Licht aber führt ihn bis auf den Kirchhof von Weißwasser, wo es verschwindet. Der Mann gieng aber unversehrt nach Hause. Man glaubte, daß es das Irrlicht der Geist seiner Frau gewesen sei, die unlängst gestorben war. (R. Czermak aus Prag.)

Nach Andern sind es die Seelen ungetaufter Kinder. Wer sie lästert, den werfen sie zu Boden und treten auf ihn, daß er mehrere Tage sich nicht rühren kann und wer auf sie pfeift, bekommt eine Maulschelle, daß ihm die Wange anschwillt. Ein Mann aus Přibram sagte, daß er sich vor den Irrlichtern nicht fürchte und sich auf die Wiese legen wollte, wo die Irrlichter tanzten. Indeß bekam er in der Nacht doch Angst und legte sich unter den Trog, den er sich zur Lagerstätte mitgenommen hatte. Da hörte er es in der Nacht entsetzlich über sich auf dem Troge treten und stampfen, als ob kleine Füßchen darauf herumtanzten. Nun war er froh, daß der Trog fest war, die Irrlichter hätten ihn zertreten.

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 207-208.
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