II.
Die Schicksalsrichterinnen.
(Sudičky.)

[2] In Böhmen ist der heidnische Glaube an die Schicksalsmädchen, als Göttinnen der Geburt, der Heirat und des Sterbens, noch ziemlich allgemein verbreitet. Wenn ein Kind geboren wird, so kommen in der Nacht drei weiße Frauen ins Haus, und berathen über das Schicksal, insbesondere über Heirat und Tod des Kindes. Sie tragen brennende Kerzen in der Hand, die sie verlöschen, sobald sie ihr Urteil gesprochen haben. In böhmischen Märchen werden sie auch als Altmütterchen (Staré babičky) dargestellt.

Um für das neugeborene Kind einen günstigen Spruch zu erwirken, stellt man für die Sudičky Brod und Salz, wohl auch Bier auf den Tisch, und meint, daß sie davon genießen. In der Gegend von Neuhaus glaubt man, daß die Sudičky auch die Kinder austauschen, wenn die Zubereitungen zum Wochenbette, als Wasser, Salz und Einstaub fehlen.1

1

Ueber die Sudičky handelt ausführlich Hanuš in seiner neuesten Schrift: O methodickém vykladu pověsti slovanských vubec, a o výkladu pověst »Tři zlaté vlasy děda vševěda« zvlášt. V Praze 1862.

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 2-3.
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