VII.
Die wilde Jagd.

[73] Die Sagen von der wilden Jagd sind deutschen Ursprungs, wenn sie auch zuweilen an böhmischen Orten erzählt werden. Der wilde Jäger ist der Sturmgott Wuotan. Wenn der Sturm durch die Wipfel der Bäume brauste, so glaubten die alten Deutschen, ihr höchster Gott ziehe mit seinem Gefolge durch die Lüfte oder er jage in den Lüften. Dann warf er sich ehrfürchtig mit dem Gesichte zu Boden und ließ den Gott über sein Haupt hinziehen. Daher noch heute das Gebot, daß man sich beim Herannahen der wilden Jagd zu Boden werfen und dem wilden Jäger nicht nachrufen solle. Da das Gefolge Wuotans aus den Seelen der gefallenen Helden bestand, so ist es ein alter Zug, wenn im Gefolge des wilden Jägers in Böhmen sich die Seelen der Verdammten in Gestalt von glühenden Hühnern befinden oder wenn die wilde Jagd aus den unter Friedrich dem Großen gefallenen Preußen bestehen soll.[74]

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 73-75.
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