IX.
Gespenstige Reiter.

[91] Unter den deutschen Göttern ritt vorzüglich der Sturmgott Wuotan auf einem Pferde. Bei den nordischen Völkern hieß sein Roß Sleipnir, es war achtfüßig und grau von Farbe. In deutschen Sagen ist sein Roß gewöhnlich weiß, daher heißt Wuotan auch der Schimmelreiter. Swantowit aber besaß ein wunderbares weißes Pferd, aus dessen Mähne und Schweif niemand ein Haar ausziehen durfte. Auf diesem Pferde kämpfte Swantowit gegen die Feinde seiner Heiligthümer. Daher fand man es oft am Morgen ganz mit Schweiß und Koth bedeckt im Stalle stehen, als ob es eben von einem weiten Ritte zurückgekehrt wäre. Auch umgab den Gott eine Schaar von dreihundert Reitern, welche durch Krieg und Raub die Schätze seines Tempels mehrten. Auf diesen Gott und seine Reiterschaar können manche der gespenstigen Reiter bezogen werden; augenscheinlich die vom heil. Wenzel, der auf einem weißen Rosse in der Schlacht wider die Feinde seiner Böhmen kämpfte. Andere aus solchen Sagen sind freilich bloß Gespenstergeschichten.[92]

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 91-93.
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