8. Die goldenen Knöpfe

Es war einmal eine pfiffige Frau, deren Mann Strassenwärter war. Einst arbeitete er auf der Reichsstrasse und fand ein mit Gold gefülltes Felleisen. Er ging heim und sprach zu seiner Frau:

»Ich habe einen hübschen Ledersack, in dem sich schöne Knöpfe befinden, gefunden. Mit diesen Knöpfen kann ich nun lange Zeit meine Hosen zuknöpfen.«

»Lass' sie ansehen«, rief die Frau.

Er öffnete das Felleisen und da sie geistig regsamer war als ihr Mann, erkannte sie bald den Inhalt und sprach:

»Geh schlafen, du bist krank!«

»Ich?«

»Jawohl, man braucht dich doch nur anzusehen, um das sofort zu wissen.«

Als er sich niedergelegt hatte, schläferte sie ihn durch den Geruch starker Kräuter ein, legte ihm zwei Eier in's Bett und butterte dann die Milch.

Am Abend wollte er aufstehen, doch sie liess das nicht zu, legte ihm die Decken zurecht und sprach immer von seiner gefährlichen Krankheit.

Als er am nächsten Morgen erwachte, sprach er:

»Ich gehe wieder an mein Tagewerk, denn ich bin heute vollständig gesund.«

Als er aufstand, fand er zwei Eier, welche seine schlaue Frau am Abend vorher hineingelegt hatte, im Bett.

»O«, rief er, »du hattest Recht, ich war krank. Habe ich doch, sieh her, zwei Eier gelegt.«

Er ging hierauf zum Fenster und sah, dass der Hof des Hauses ganz weiss war. Seine Frau hatte nämlich die Buttermilch hinausgeschüttet.

»Warum ist es draussen so weiss?« rief er.

»Während du geschlafen hast«, antwortete sie, »hat es Milch geregnet.«

Er nahm sein Arbeitszeug und ging seiner Arbeit auf der Strasse nach. Nicht lange dauerte es, so kam ein Herr zu ihm und frug ihn:

»Habt ihr, lieber Freund, auf dieser Strasse nichts gefunden?«

»Ja, ich habe einen kleinen Ledersack, in dem sich gelbe Knöpfe befanden, gefunden.«[25]

»Laßt ihn mir ansehen.«

»Kommt mit, ich habe ihn zu Hause aufbewahrt.«

Als sie in sein Haus traten, rief er seiner Frau zu:

»Zeige mir den kleinen Ledersack, den ich dir gestern gegeben habe.«

»Du hast mir nichts gegeben!«

»Aber ja, ich habe dir doch einen kleinen Ledersack übergeben.«

»Einen Ledersack? Wann?«

»Erinnerst du dich nicht mehr? Dass war an dem Tag, wo ich zwei Eier legte und wo es Buttermilch regnete.«

»Lieber Herr, ihr seht doch daraus, dass mein Mann ein Narr ist«, sprach die Frau.

Der Herr war derselben Ansicht und die Frau blieb im Besitze des Felleisens.


(Haute-Bretagne).

Quelle:
Blümml, Emil Karl: Schnurren und Schwänke des französischen Bauernvolkes. Leipzig: Deutsche Verlagsaktiengesellschaft, 1906, S. 25-26.
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