[341] 17. Der Mann mit der Erbse.

Text (aus Ziza).

Variante. (Aus Tinos.) – Auf dem Wege zum König begegnete der Penteklimas einem Drachen, und der fragte ihn, wo er hingehe. »Ich gehe mein Glück zu suchen,« antwortete jener. Darauf sprach der Drache: »Das kannst du hier finden, wenn du heute nach vierzig Tagen die zehn Rätsel errätst, die ich dir aufgeben werde, denn dann ist das schöne Schloß, das dort steht, mit allen Gründen, die dazu gehören, dein Eigentum; wenn du aber meine Rätsel nicht erraten kannst, dann fresse ich dich.«

Die Begegnung mit dem König stimmt mit dem Texte. Die Königstochter wird aber mit Penteklimas verheiratet, und sie begleitet ihn nach dem Schlosse des Drachen. Auf dem Wege antworten auf Penteklimas Bitte die Leute der Prinzessin auf die Frage, wem diese Gründe seien, daß sie ihrem Manne gehörten, und darüber freut sie sich sehr.

So kamen sie zum Schlosse des Drachen und blieben daselbst. Penteklimas war aber sehr betrübt, denn er dachte an sein Schicksal, wenn er die Rätsel des Drachen nicht erraten könne; und über seinen Kummer härmte sich die Prinzessin so sehr, daß sich eine kluge Alte ihrer erbarmte und dem Penteklimas ihren Beistand versprach, wenn der Drache käme.

Am vierzigsten Tage erschien dieser vor dem Tore des[341] Schlosses, welches die Alte verschlossen hatte und rief: »Da bin ich.« »Sei willkommen,« antwortete die Alte, welche mit dem Penteklimas innerhalb stand und dessen Stimme nachahmte. Da begann der Drache und fragte:

»Was ist das eine Wort?«

»Gott ist der eine.«

»Was sind die zwei Worte?«

»Zwei Worte sind die Gerechten.«

»Was sind die drei Worte?«

»Drei Füße hat der Dreifuß.«

»Was sind die vier Worte?«

»Vier Euter hat die Kuh.«

»Was sind die fünf Worte?«

»Fünf Finger hat die Hand.«

»Was sind die sechs Worte?«

»Sechs Sterne hat das Siebengestirn.«

»Was sind die sieben Worte?«

»Der Tanz der sieben Jungfrauen.«

»Was sind die acht Worte?«

»Acht Füße hat der Seepolype« (gr. Achtfuß).

»Was sind die neun Worte?«

»Neun Monate trug dich deine Mutter.«

»Was sind die zehn Worte?«

»Das ist dein eigenes Wort und nun zerplatze, Drache.«

Da zerplatzte der Drache und Penteklimas war sein Erbe. Der Alten aber gab er so viel Gold, als sie tragen konnte.

Anmerkungen. – Die in beiden Formen die Nachtruhe störende Erbse klingt an die gleiche an, welche in einem Märchen Andersens den Beweis liefert, daß die Heldin eine wahre Prinzessin ist.

Die Variante ist eine Rätselwette um das Leben, genau wie Wafthrudhnismal in der Edda.[342]

Die Antwort der Leute in der Variante, daß alles, wonach die Prinzessin fragt, dem Penteklimas gehöre, befindet sich in dem deutschen Märchen vom gestiefelten Kater.

Quelle:
Hahn, J[ohann] G[eorg] v[on]: Griechische und Albanesische Märchen 1-2. München/Berlin: Georg Müller, 1918, S. 341-343.
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