[399] 44. Von den Feigen, die Hörner erzeugen und Hörner vertreiben.

Aus dem Dorfe Çagori. –

In diesem Märchen findet sich der oft selbständig vorkommende Zug von der Verjagung einer in einer Kirche ihre Beute teilenden Räuberbande durch vermeintliche Geister eingeschachtelt.

Beachtenswert ist, daß das Verhältnis des Helden zum Schäfer in dem serbischen Märchen bei Wuk Nr. 47 bereits in ähnlicher Weise mit dem vorerwähnten Zuge verknüpft ist. Doch weicht die Einleitung weit ab. Dort trägt nämlich ein Armer einen Sack Moos zu Markte, auf das er eine dünne Lage Wolle gestopft hat. Er begegnet einem, der Galläpfel in einem Sacke und oben drauf Nüsse hat. Sie tauschen, und der die Galläpfel hat, verspricht dem andern zwei Pfennige Draufgeld zu zahlen. Durch diese Schuld findet sich die hartnäckige Verfolgung des Gläubigers weit besser motiviert, als im Griechischen.

Dieses serbische Märchen beginnt also genau in derselben Weise, wie das walachische Märchen von Bakala[399] bei Schott Nr. 22 schließt, und wir glauben, daß der verlorene Schluß des letzteren hierdurch eine entsprechende Ergänzung erhält, um so mehr, als die Vertreibung von beuteteilenden Räubern durch einen schweren vom Baume fallenden Körper eines der festesten Elemente des Bakalamärchens bildet. Wirklich entspricht auch das Treiben des Schäfers und Helden vor dem Schlosse der Prinzessin dem Wesen Bakalas.

Wie in unserem Märchen die schwarzen Feigen Hörner wachsen und die weißen sie abfallen machen, so erzeugt bei Grimm Nr. 122 der Genuß von Äpfeln ungeheure Nasen und der von Birnen macht sie abfallen. Wie hier aus den Früchten Pillen gemacht werden, mit denen der als Arzt verkleidete Held die Hörner bald wachsen läßt, bald vertreibt, so im deutschen Märchen Pulver.

In der Sage von Fortunat wachsen statt der Nasen Hörner (Grimm III, S. 204).

Quelle:
Hahn, J[ohann] G[eorg] v[on]: Griechische und Albanesische Märchen 1-2. München/Berlin: Georg Müller, 1918, S. 399-400.
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