[400] 45. Der Traum des Prinzen.

Aus dem Dorfe Çagori.

Der Text vom Lausen des Drakos lautet wörtlich:

»Eines Tages ließ der Drakos einen streichen, während ihn der Prinz lauste, und dieser rief: ›Warum furzest du mich an?‹ Der Drakos versetzte: ›Da du mein Sohn bist, so darf ich dich wohl auch anfurzen.‹ Der Prinz aber nahm das so übel, daß er, als der Drakos eingeschlafen war, den Schlüssel zur vierzigsten Stube nahm und sie damit aufschloß.«

Nach den Schicklichkeitsregeln der südöstlichen Halbinsel gilt des Drakos Verhalten nicht nur als unschicklich, sondern auch als beleidigend für die Anwesenden. S. auch Schleicher, S. 39. –[400]

Unserem Märchen entsprechend träumt im walachischen Märchen bei Schott Nr. 9 der Knabe Petru, daß er Kaiser werden solle, und entläuft seinem Vater, dem er aus Furcht den Traum nicht erzählen will.

Das Ausschütteln der Knochen aus der Haut des Alten wiederholt sich in Nr. 6, Variante 2. – Der Zug ist auch in dem litauischen Märchen bei Schleicher, S. 135 an die starke Figur geknüpft, indem diese acht Ochsen bei den Hörnern faßt, und sie mit solcher Gewalt seitwärts schleudert, daß alle Eingeweide samt dem Fleische hinausfliegen und nur die Haut an den Hörnern hängen bleibt.

Der Traum des Prinzen, seine Flucht aus dem Vaterhaus, seine Rückkehr dahin unter der Verkappung eines Greises, seine glänzende Entpuppung, der Tod des Vaters deuten nach unserer Auffassung auf die Jahreserneuerung bei der Winterwende, und die Fortdauer des Winters bis zur unbestrittenen Herrschaft des Sommergottes.

Daher sind uns auch die zwölf Sattelgurte und zwölf Gürtel als Jahresmonate und der abgebissene Finger des Helden nicht bedeutungslos, da auch Herakles kleiner Finger vom nemeischen Löwen abgebissen worden ist, denn Herakles Kern suchen wir in der Sonne. S. den betreffenden Abschnitt in den »vergleichenden Blicken«.

Episodisch eingefügt ist in dem Märchen die Blaubartformel Nr. 30.

Quelle:
Hahn, J[ohann] G[eorg] v[on]: Griechische und Albanesische Märchen 1-2. München/Berlin: Georg Müller, 1918, S. 400-401.
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