[407] 52. Die drei Brüder, die ihre geraubte Schwester suchen.

[407] Aus Agia Anna. –

Dieses merkwürdige Märchen beginnt wie die Kadmossage damit, daß drei Brüder ausziehen, um nach ihrer von Räubern geraubten Schwester zu suchen, und gleicht jener Sage auch insofern, als es den Grund des Auszuges sofort vergißt und der Schwester gar nicht mehr gedenkt.

Das stillschweigende Töten der Lamien, ohne Grundangabe dieses Schweigens, das Suchen nach dem Feuer, das Binden der Alten, welche der Welt den Tag bringt1 (wohl nur um die Nacht zu verlängern), der Kessel mit den vierzig Handhaben, den die vierzig Räuber zusammen vom Feuer heben müssen, während ihn der Held allein abhebt2 und sich Feuer nimmt, – alle diese Züge muten uns höchst altertümlich an.

Der weitere Verlauf des Märchens stimmt mit Grimm Nr. 111 überein, wo ebenso wie hier die Entwicklung durch das Wirtshaus herbeigeführt wird, in welchem die Heldin die Gäste bedienen muß.

Auch in Wolf, D. Hausm., S. 154 und Zingerle Nr. 33 findet sich der Zug des von der Königstochter erbauten Wirtshauses, in dem sie von den Gästen statt der Zeche ihre Geschichte verlangt.

Fußnoten

1 In Nr. 3, Variante 3 soll Zozos das Ding vom Drakos holen, was aus dem Tage Nacht und aus der Nacht Tag macht.


2 Grimnismal 42.

Ullers Gunst hat und aller Götter

Wer zuerst die Lohe löscht, denn die Aussicht öffnet sich

Den Asensöhnen, wenn der Kessel vom Feuer kommt.

Quelle:
Hahn, J[ohann] G[eorg] v[on]: Griechische und Albanesische Märchen 1-2. München/Berlin: Georg Müller, 1918, S. 407-408.
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