[327] 8. Der halbe Mensch.

Aus Kapessowo in Çagori – Siehe Danaeformel, Nr. 12.

Das Märchen Nr. 3 im Pentamerone ist das neapolitanische Gegenbild des unsrigen, doch wird dort die Wunschgabe von drei Feensöhnen abgeleitet, denen der Held gefällig war, die Prinzessin kommt mit männlichen Zwillingen nieder, veranlaßt den Helden, sich jung und hübsch zu wünschen und der Zug des redenden Hausrates fehlt.

Die Ableitung der Wunschgabe vom Fisch bietet Anklänge an Grimm Nr. 19.

In Nr. 106 erhält Hänschen die Wunschgabe dadurch, daß ihm ein Mohr, dem er sein Leid klagt, in den Mund speit, in Grimm Nr. 76 bringt der Held die Gabe mit auf die Welt, und nach dessen Variante wird sie ihm durch seinen Paten angewünscht.

In Grimm Nr. 76 wünscht der Held anfangs ebenso wie hier nach fremder Vorschrift.

Die mit ihrer unehelichen Leibesfrucht im Kasten auf dem Wasser schwimmende Königstochter hat große Ähnlichkeit mit der hellenischen Danae und ihrem Sohne Perseus, deren erster Mythenzug – das Eindringen eines Mannes zu der in einem zu diesem Zwecke erbauten unterirdischen Gemach versteckten Jungfrau – sich in Nr. 13 findet.[327]

Über weitere Züge der Perseussage s. Nr. 98.

Der Zug des redenden Hausrats und Löffels findet sich in Nr. 2, vergl. auch Nr. 48.

Ein dem vorliegenden ähnlicher Gedanke findet sich in dem walachischen Märchen Schott Nr. 4, wo die böse Stiefmutter ihre Stieftochter drei Tage dürsten und hungern läßt und ihr dann einen Wasserkrug mit einer kleinen Schlange vorsetzt. Die Heldin trinkt sie mit hinunter und wird, nachdem die Schlange gewachsen, auf die Anklage der Stiefmutter vom Vater in zwölf kostbaren Kleidern und einem ganz hölzernen Mantel in die Einöde verstoßen, wo sie ein Prinz findet und als Gänsehirtin anstellt und die Lösung nach Formel Nr. 36 erfolgt.

Ein zweites hier anklingendes walachisches Märchen ist das von Florianu bei Schott Nr. 27.

Die von ihrem Vater in einem einsamen festen Schlosse erzogene Kaiserstochter trinkt das Wasser von Blumen, welche ihr eine Zigeunerin gegeben, wird davon schwanger befunden und in einem Faß ins Meer geworfen, das Florianu, der walachische starke Hans, gleich nach seiner Geburt auseinanderdrückt. Es geht hierauf in die Formel Nr. 19 des Mutterverrates über.

Quelle:
Hahn, J[ohann] G[eorg] v[on]: Griechische und Albanesische Märchen 1-2. München/Berlin: Georg Müller, 1918, S. 327-328.
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