[496] 92. Der Wolf, die Füchsin und der Esel.

Aus Agia Anna in Nord-Euböa. –

Dies Märchen hat eine breite, aber keineswegs geistlose dichterische Bearbeitung in nicht weniger als zweihundertundfünfzig gereimten Doppelversen erfahren, welche vermutlich aus Kreta stammt und 1857 in der griechischen Druckerei des hl. Georg in Venedig wieder gedruckt wurde unter dem Titel: Γαδάρου, λύκου καὶ ἀλοποῦς διήγησις μετατυπωϑεῖσα καὶ μετ᾽ ἐπιμελείας διορϑωϑεῖσα.[496]

Darin fehlt der Zug der Pilgerfahrt. Die drei Tiere fahren zu Schiff nach Kleinasien. Der Esel beichtet, daß er, von Hunger getrieben, den Kopf gedreht und die aus dem Korbe überhängenden Blätter des Gemüses, womit er beladen war, gefressen habe.

Sie lesen ihm das Todesurteil aus dem Gesetzbuche vor.

Er sagt, daß auf seinem Hufe ein Zauberspruch geschrieben stehe, der den glücklich mache, der ihn lese1.

Wolf und Fuchs retten sich an den Strand und klagen sich ihr Leid. Die Beschreibung des Fuchses von der großen roten Keule, die der Esel aus seinem Leibe hervorgezogen habe, klingt an die Erzählung des Wolfes und jungen Löwen (bei Grimm Nr. 72 und Var.) von der Rippe an, die der Mensch aus dem Leibe gezogen habe.

Fußnoten

1 Dies erinnert an die Zauberrunen, die geschrieben stehen auf Alsvidurs Huf Sigrdrifumal Str. 15.

Quelle:
Hahn, J[ohann] G[eorg] v[on]: Griechische und Albanesische Märchen 1-2. München/Berlin: Georg Müller, 1918, S. 496-497.
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