12. Der Königssohn mit den drei Hunden.

[397] Der Sohn des Königs von Spanien zieht aus die Welt zu sehen. Er findet drei bezauberte Hunde, die er gegen drei Schafe vertauscht. Mit diesen geht er nach Paris, wo er der Tochter des Königs alle Morgen ein Glas Milch von seinen Schafen bringt. Es dauert nicht lange, so verliebt sich die Prinzessin in ihn und bittet sogar den Vater um die Erlaubniss, den Schäfer heirathen zu dürfen. Der König lässt sie dafür in's Gefängniss werfen. Kaum hat der Schäfer dies gehört, als er sich aufmacht und seine Hunde wieder eintauscht. »Eisen-, Stahl- und Bronzefresser« (rosiaferro, -acciajo, -bronzo) sollen ihm beistehen die Geliebte zu befreien. Zuerst wirft Eisenfresser im Schlosse Alles durcheinander. Um sich gegen die Hunde zu schützen, umgibt nun der König das Schloss mit einem Stahlgitter. Aber Stahlfresser kommt, wirft zunächst die Schildwache, welche ihn aufhalten will, in die Luft und schmeisst dann, während der ganze Hof bei Tische sitzt, die Tafel um. Vergebens lässt der König nach dem Besitzer des Hundes forschen und ein Bronzegitter machen, denn Bronzefresser kommt, verjagt ein ganzes Bataillon Soldaten und richtet im Schlosse noch schlimmere Verwüstungen als die beiden andern Hunde an. Jetzt meldet sich der Schäfer als der Herr der Hunde und lässt dem König androhen, wenn er[397] die Tochter nicht freigebe, würden die Hunde jeden Tag in den Palast kommen. Vor den König gefordert erscheint er mit seinen drei Hunden, denen sich Niemand zu nähern wagt, und wiederholt die Drohung, worauf die Tochter vom Vater freigegeben und dem Schäfer bewilligt wird, der sich nun als Sohn des Königs von Spanien zu erkennen gibt. Das Ganze schliesst dann mit der Hochzeit der beiden Königskinder.

Quelle:
Widter, Georg/Wolf, Adam: Volksmärchen aus Venetien. In: Jahrbuch für Romanische und Englische Literatur 8 (Leipzig: 1866) 3ff, S. 397-398.
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