[215] 16. Die Geschichte von dem Kaufmannssohne Peppino.

Vgl. das M. von Amor und Psyche und die in der Anm. zu Nr. 15 damit verglichenen. Dort war die Frau die neugierige, hier aber ist es der Jüngling, der die allnächtlich bei ihm Schlafende beleuchtet und dadurch eine Zeit lang verliert, wie in den bekannten mittelalterlichen Gedichten Partenopeus die Melior und Friedrich von Schwaben die Angelburg und bei Asbjörnsen S. 468 der Fischersohn die Svanhvid. Vgl. auch Schneller Nr. 13.

Der Theil des M. von der Erlösung der Königstochter ist augenscheinlich arg entstellt. In mehreren M. – vgl. meine Anm. zu Campbell Nr. 1 und 4 – ist die Seele oder die Lebenskraft eines Riesen oder andern Unholdes an ein Ei geknüpft, welches sich in einem Vogel befindet, der wieder in einem andern Thier steckt. Mit Hilfe von Thieren, die der Held sich meist zu Dank verpflichtet hat, gewinnt der Held das Ei, und zwar sind es in mehreren M. drei Thiere, ein[215] vierfüßiges Landthier, ein Vogel und ein Fisch oder anderes Wasserthier, so bei Campbell Nr. 1 und 4: Hund, Habicht, Otter, Asbjörnsen Nr. 4: Wolf, Rabe, Lachs, Haltrich Nr. 33: Löwe, Adler, Fisch. Bei Haltrich Nr. 33 erhält der Held von dem Löwen ein Haar, von dem Adler eine Feder, von dem Fisch eine Flosse, um dadurch im Fall der Not die Thiere herbeirufen zu können, gleich wie im Pentamerone IV, 1 und bei Musäus in dem M. von den drei Schwestern der Held von den drei Thierschwägern Haare, Federn und Schuppen erhält. Hiernach wird auch das sicil. M. ursprünglich erzählt haben, daß die Königstochter sich in der Gewalt eines Unholds befindet, dessen Leben an ein Ei in einer Taube in einem Kaninchen sich knüpft. Peppino wird drei Haare oder Borsten, drei Federn und drei Schuppen oder Flossen von drei dankbaren Thieren erhalten haben, während ihm in der jetzigen Gestalt des M. die Königstochter drei Borsten, drei Haare und drei Federn schenkt. Mit den drei Haaren wird der Hund herbeigerufen worden sein, der das Kaninchen fängt, mit den drei Federn ein Adler oder anderer Vogel, der die Taube fängt – während jetzt im M. unpassender Weise der Hund auch die Taube fängt –, und das Ei wird in's Wasser gefallen, wie bei Campbell Nr. 1, Asbjörnsen Nr. 4, Haltrich Nr. 33, Glinski I, 104 = Chodzko S. 220) und von dem durch die Schuppen oder Flossen herbeigerufenen Fisch herausgeholt worden sein.

Quelle:
Gonzenbach, Laura: Sicilianische Märchen. Leipzig: Engelmann 1870, S. 215-216.
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