[251] 79. Die Geschichte von den zwölf Räubern.
(S. auch die Variante auf S. 197.)

Vgl. die Geschichte von Ali Baba und den vierzig Räubern in 1001 Nacht, Simrock Nr. 62, Pröhle M. Nr. 30, Grimm Nr. 142 (s. auch III, 345, Nr. 6) und Otmar's Volkssagen S. 225. Eigenthümlich ist den sicilian. M., daß sich einer der Räuber im Berg versteckt, um dem Eindringling aufzupassen, und so den zweiten in den Berg gekommenen Bruder oder Gevatter tödtet. In 1001 Nacht, bei Simrock, Pröhle und Grimm vergißt der Zweite im Berg den Namen des Berges, kann daher die Oeffnung des Berges nicht wieder bewirken und muß so im Berg bleiben, wo er von den rückkehrenden Räubern gefunden und erschlagen wird. Bei Otmar, der das M. lokalisirt (Dumburg im Harz) und bei dem keine Räuber vorkommen, sondern Geister, welche Schätze hüten, vergißt der habsüchtige Nachbar im Berg die Formel »Thürlein öffne dich!« und besinnt sich nur auf die andre »Thürlein schließe dich!« A. Kuhn bemerkt im Literarischen Centralblatt 1856, S. 839: »Die Lokalisirung in der Dumburg rührt wol nur von Otmar her, denn ein Knabe aus Heteborn, 1/2 Stunde von der Dumburg, erzählte mir das M. nicht von dieser, sondern, wie in vielen andern Gegenden, vom Sesamberg.« Also ohne Zweifel auch mit dem Vergessen des Namens und wol auch mit den Räubern.1

Der in 1001 Nacht und bei Simrock, Pröhle, Grimm und Otmar – wie in andern M.2 – vorkommende Zug von dem Entleihen eines Maaßes zum Geldmessen,[251] in welchem Geldstücke stecken oder kleben bleiben, fehlt in unserm sicil. M. und in der Variante auf S. 197, kömmt aber in einer zweiten, S. 200 erwähnten Variante vor.

1

Simrock Nr. 62 stimmt sehr genau mit 1001 Nacht überein, und zwar auch mit dem weitern Verlauf des ganzen arabischen M. Natürlich ist alles möglichst des morgenländischen Costüms entkleidet. So ist besonders auch der Schluß umgestaltet. Aus Sesam ist Kleesam geworden, aus der klugen Morgiane eine Marianne.

2

So in mehreren der von mir zu Campbell Nr. 39 zusammengestellten M. Absichtliches Steckenlassen von Geld in dem nur zum Schein geliehenen Maaß oder in der Wage haben wir in den oben zu Nr. 65 besprochenen finnischen, russischen und tatarischen M. gefunden.

Quelle:
Gonzenbach, Laura: Sicilianische Märchen. Leipzig: Engelmann 1870, S. 251-252.
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