Sprichwörter u. sprichwörtliche Redensarten.

[270] (Sadnevajasak).


Gib dem Hunde und höre schlimme Worte (habe Undank)!


Besser ein Häutchen (das Magere) in der Hand als das Fett im Walde.


Besser ein Schnitt in den Mund als eine Wunde auf dem Kopf.


Besser ist fortziehen als in Ruhe liegen.


Dieser Mann hat mehr Ränke als Sehnen.


Wer lange Federn hat, fliegt hoch.


Am Strande ist man freilich weise, wenn auf der See ein Schaden geschieht.


In einem Rabenneste kann man auch ein Schwanenei finden.


Tiefes Wasser hat schlammigen Grund.


Ein angenehmer Begleiter verkürzt den Weg.


Die eine Krähe hackt der andern nicht die Augen aus.


Das eine Jahr ist nicht des anderen Bruder.


Die Scham beißt nicht mehr seine Wange.


Eine Eichhörnchen-Klaue beißt nicht mehr seine Stirne (d.h. er ist außer sich vor Freude oder Kummer).


Der Tag ist nicht so lang, daß nicht die Nacht käme.


Du sollst keinen augenlosen Kauf machen (nicht die Katze im Sacke kaufen).


Zwei Weise können im Reden gegen einen thörichten Lappen nicht aufkommen.
[271]

Ein böser Freund ist besser als ein guter Unbekannter.


Neun Weise können einem Thoren nicht den Mund zustopfen.


Nicht alle Brüder haben an derselben Mutterbrust gesogen.


Gott gibt schlimmen Kühen keine Hörner.


Großsprecherei erschreckt niemand und Geschwätz füllt keinen Magen.


Höflich gegen alle, aber mit niemand Umstände machen.


Die Kuh, welche am meisten brüllt, gibt am wenigsten Milch.


Alle Schweine sind im Finstern schwarz.


Der vorderste Finger kommt zuerst in den Mund.


Staat gemacht muß werden, wenn auch nur auf einem Schlitten.


Ist die Armuth groß, so sind wir glücklicher Weise unser viele, um sie zu tragen.


Wenn Gott die Mutter nimmt, nimmt er den Vater (d.h. wenn die Mutter stirbt, vergißt der Vater oft seine Pflicht gegen seine Kinder).


Niemand ist so lang, daß er nicht höher gemacht zu werden braucht, und niemand so kurz, daß er nicht gebogen zu werden braucht.


Sachte und gut

Ein Leides nie thut;

Heftig und schlecht

Ist Niemandem recht.


Selbstgethan ist wohlgethan.


Der Krähe gefallen ihre Jungen am Besten.


Der Haken, der gut werden soll, muß bei Zeiten gebogen werden.


Neue Besen kehren immer gut, aber die alten reinigen besser die Fugen.


Bleibe und wohne in deinem Lande, wenn du dort auch nur dünnen Wasserbrei zu essen hast.


Wer Zangen hat, verbrennt sich nicht die Hände.


Aus dem Wege, Bauern, es kommt eine Kuh angefahren!


Hat man den Hund gelitten, muß man auch seinen Schwanz leiden.
[272]

Spuck in die Hände und pack besser an!


Wenn es auf den Geistlichen regnet, tröpfelt es auf den Küster.


Die Lüge reitet, die Wahrheit schreitet, kommt aber doch zu rechten Zeit an.


Was voll thut, muß nüchtern bezahlen.


Wer weiß, wo der Hase seinen Weg nimmt, sagte der Knecht, und legte die Schlinge auf das Dach des Badezimmers.


Hab' ich keine Fische gefangen, so hab' ich doch noch meine Würmer, sagte der Finne, der im Brunnen angelte.


Das war ein Schuß, der traf, sagte derjenige, welcher nach einem todten Huhn schoß.


Deine Sünde, o Welt, bedenke, sagte Lars Jansson, als er in die Mistgrube fiel.


Es war ein wunderliches Thier, sagte das Mädchen von der Ziege.


Langsam kommt man weit, sagte der Tatar, welcher auf bloßer Erde in Schneeschuhen ging.


Der Kessel braucht den Topf nicht schwarz machen zu wollen, denn sie sind ja doch beide schwarz.


Es geht, aber es geht langsam, sagte der, welcher mit dem Ochsen fuhr.


Hab' Geduld, sei fromm und gut, sagte Emanuel Person, als er den Heukorbwagen zog.


Frisches Wasser das hier, sagte der Geistliche, der aus einer Schöpfkanne Branntwein trank.


Ich wußte ja, daß sich ein Nagel finden werde, sagte der, welcher eine Predigt las und einen Nagel in dem Buche fand.


Das war Kaffee, der schmeckte, sagte das alte Weib, als es Lauge trank.


Lustig! sagte das Mädchen, welches über ein Wespennest tanzte.


Pfui Teufel! sagte der, welcher Tinte trank.


Frischer Muth in der Seele des Lappen! sagte der Knabe, der Prügel bekam.


Rasch vorwärts! sagte der, welcher über die Thürschwelle fiel.
[273]

Du hättest nicht dahin gehen sollen; du wußtest ja, daß du kein Wasserthier bist, sagte der Bauer, als die Ziege in den Brunnen gefallen war.


Stark! sagte der Lappe, als er Scheidewasser trank.


Hier war nichts mehr zu nehmen, sagte der Dieb, der die Thüre nahm.


Schönes Kind! sagte der Pfarrer, der ein Ferkel taufte.


Ich kenne die Wolle, sagte jener, der die Sau schor.


Nun kann man sehen, sagte die Alte, welche sich die Augenbrauen abschor.


Unsere Zeit ist ganz flüchtig hier, sagte das alte Weib, welches auf einem Mühlstein fuhr.


Mir kann es gleichgiltig sein, sagte der, welcher einen Korb erhielt.


Hohes Haus und niedriges Licht, große Schüssel und wenig Speise folgt oft aufeinander.

Quelle:
Poestion, J. C.: Lappländische Märchen, Volkssagen, Räthsel und Sprichwörter. Wien: Verlag von Carl Gerolds Sohn, 1886, S. 270-274.
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