XIX. Baednag-njudne.

[79] (Aus dem schwedischen Lappmarken.)


Ein Lappenmädchen verirrte sich einmal und kam nach dem Wohnsitze des Baednag-njudne. Der Mann selbst war nicht daheim, wohl aber sein Weib. Das Mädchen war klein, elend und verfroren und sah ganz erschreckt aus; das Weib hielt es darum für eine Sünde, daß Baednag-njudne das arme Kind fressen sollte, wenn er heim komme; sie nahm das Mädchen und verbarg es unter ihrem Unterrock.

Als Baednag-njudne heimkam, begann er sogleich zu schnobern und zu wittern und sagte zu seinem Weibe:

»Hier riecht es nach Menschen!«

Das Weib gab allerlei Dinge vor, um ihm einzubilden, daß dies nicht der Fall sei; als es aber das Mädchen nicht länger bei sich behalten konnte, ließ es dasselbe unbemerkt entkommen und bat es, so schnell davon zu laufen, als möglich. Unterdessen schnoberte Baednag-njudne noch immer im ganzen Hause herum. Als er aber nichts fand, ging er hinaus und es dauerte nun nicht lange, so kam er auf die richtige Spur. Als das Mädchen merkte, daß Baednag-njudne sie verfolge, sprang sie in ihrem Schrecken von einer Brücke hinab und versteckte sich unter derselben. Auf diese Weise verlor Baednag-njudne die Spur und das Mädchen war gerettet.

Quelle:
Poestion, J. C.: Lappländische Märchen, Volkssagen, Räthsel und Sprichwörter. Wien: Verlag von Carl Gerolds Sohn, 1886, S. 79-80.
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