17. Vom ausgedienten Soldaten und den Teufeln. (8)

[410] Einst kam ein ausgedienter Soldat auf dem Weg nach der Heimat in eine Schenke und fand da einen Säufer sitzen. Der Säufer bat den Soldat, er solle ihm doch Schnaps geben lassen, ihm sei das Geld ausgegangen. Da sagte der Soldat ›Ich habe selbst nicht viel, drei Pfennige sind meine ganze Baarschaft.‹ ›So[410] kauf mir wenigstens für die drei Pfennige Schnaps‹, antwortete der Säufer, und da liess ihm der Soldat für drei Pfennig Schnaps kommen. Darauf schenkte der Säufer dem Soldaten zum Dank einen Schnappsack und einen Stecken; wenn man mit dem Stecken so ein bischen (an den Sack) schwippte, musste alles, was man in den Sack hinein haben wollte, hineinmarschieren. Der Soldat ging jetzt seiner Wege, er kam durch eine Stadt, da gelüstete ihn, eine Pfeife Tabak zu rauchen. Er sah da Tabak liegen, schwippte mit seinem Stecken ein bischen, und der Schnappsak ward voll Tabak. Alsdann ging er weiter und bekam Lust was zu essen. Er sah da Brot liegen, schwippte wieder ein bischen mit dem Stock, und da hatte er den Sack voll Brod. Wie er nun weiter wanderte, wurde es Abend, und er kam zu einem Gehöft, das einem vornehmen Herrn gehörte, und er wollte da über Nacht bleiben. Er ging in die Küche und fragte den Koch ›Würde es gehn, dass ich bei eurem Herrn Herberge bekäme?‹ Der Koch antwortete ›Wir schlafen selbst Nachts nicht hier, wir fahren für die Nacht immer anderswohin; doch geh und frag beim Herrn selbst nach.‹ Da ging denn der Soldat zum Herrn, trug ihm sein Begehr vor, und der Herr antwortete ›Du magst meinethalben hier übernachten, und wenn du die Nacht nicht in Stücke gerissen wirst, so wird dir das Quartier schon ganz gut gefallen.‹ Darauf befahl der Herr dem Kutscher die Pferde an die Britsche zu spannen und am Herrnhaus vorzufahren, und er und sein ganzes Gesinde setzten sich hinein und fuhren ab. Der Soldat aber blieb auf dem Hof zurück, legte sich in einem Zimmer zu Bett und schlief ein. In der Nacht kam eine ganze Teufelshochzeit ins Zimmer herein und fing an zu tanzen. Und einer von den Teufeln sprach ›Ich rieche hier Menschenfleisch.‹ Da fand er auch den Soldat und warf sein Bett um. Der Soldat aber stellte das Bett wieder auf und legte sich wieder hinein. Kam ein anderer Teufel und warf das Bett wieder um, und der Soldat stellte es wieder auf und legte sich wieder hinein. Kam abermals ein Teufel und wollte es umwerfen. Aber der Soldat nahm jetzt seinen Stecken und seinen Schnappsack her, schwippte mit dem Stecken ein bischen und sprach ›Alle Teufel in den Sack!‹ und da marschierten sie alle in den Sack, und er hatte den Rest der Nacht Ruhe. Am Morgen kam der Herr wieder heimgefahren, und fragte den Soldaten ›Nun was hast du zu sehn[411] bekommen?‹ Der Soldat erzählt' es ihm und fragte den Herrn ›Hast du viele Drescher?‹ ›Ich habe sechs‹, antwortete der Herr. Und da trug der Soldat die Teufel auf die Tenne und befahl den Dreschern, sie sollten auf den Sack losdreschen. Die Drescher droschen denn auch drauf los, und das ganze Teufelpack fing an zu quieken. Wie nun der Soldat dachte, dass sie genug hätten, trug er den Sack nach einem Teich beim Gut und schüttete ihn ins Wasser aus, und dann ging er wieder zum Herrn zurück. Der Herr fragte ihn ›Nun, wird's mit dem Teufelspuk in meinem Haus jetzt ein Ende haben?‹ ›Ja‹, antwortete der Soldat, und da sprach der Herr ›So geb ich dir, weil du mir mein Haus von den Teufeln gesäubert hast, meine Tochter zur Frau und die Hälfte von meinen Feldern.‹ ›Schön!‹ sagte der Soldat, und da wurde Hochzeit gefeiert.

Einstmals nun ging der Soldat mit seiner Frau hinaus ein Stück Feld zu besehn, da kamen sie auch zu dem Weiher, in den er die Teufel geworfen hatte. Er bekam Lust zum Baden, zog das Hemd aus und stieg ins Wasser. Es war aber einer von den Teufeln damals nicht ganz zerdroschen worden, der packte jetzt den Soldat um den Leib und rief ›Aha, du Mordgeselle! Jetzt sollst du mir mit dem Tod büssen!‹ ›Ach‹, sprach der Soldat, ›lass mich erst noch einmal ein bischen ans Land, ich möchte von meiner Frau Abschied nehmen.‹ Der Teufel liess ihn denn auch aus dem Wasser heraus, und der Soldat ging zu seiner Frau, nahm sie her und stellte sie auf den Kopf. Der Teufel wartete und wartete, dass der Soldat wieder ins Wasser zu ihm käme, aber er kam nicht. Endlich ging der Teufel zu ihm ans Ufer, und da sah er, dass der Soldat wieder so 'nen Sack da stehn hatte (das war seine Frau!). ›Aha‹, sagte er, ›du willst auch mich noch todt dreschen lassen! Du magst mir leben bleiben, ich will dir nichts weiter anthun!‹ und machte sich aus dem Staube.

Quelle:
Leskien, August/Brugman, K.: Litauische Volkslieder und Märchen. Straßburg: Karl J. Trübner, 1882, S. 410-412.
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