31. Von dem alten Mann, der Herrgott werden wollte. (42)

[467] Es war ein alter Mann, der ging einst durch den Wald und hatte Bastschuhe an, und da blieb er mit dem einen Schuhschnabel an einen Baumstumpf hängen und fiel hin. Zornig drehte er sich um und prügelte mit dem Stock auf den Stubben los. Da fing mein Stubben an zu reden und sagte ›Wozu schlägst du mich?‹ Der Alte sagte ›Schon den dritten Tag hab ich nichts zu essen gekriegt, zu Haus hab ich Kinder, die sind auch hungrig, und jetzt wirfst du mich noch hin!‹ ›Komm, ich will dir Geld schenken‹, sprach der Stubben. Der Alte ging mit dem Geld, das ihm der Stubben gab, nach Haus und kaufte sich Brod. Hernach schickte den Alten seine Frau wieder in den Wald zu dem Stubben und sagte ›Bitt den Stubben, dass ich eine gnädige Frau werde und meine Kinder junge Herren.‹ Der Stubben sprach ›Geh heim, es soll so werden.‹ Und sie hattens jetzt gut. Danach sagte die Frau zum Alten ›Geh hin, bitt den Stubben, dass ich Königin werde, du König und meine Kinder Prinzen.‹ Sie wurden's, und sie hatten's nun noch besser. Jetzt schickte die Frau den Alten abermals hin und sagte ›Geh zum Stubben und bitt ihn, dass ich Göttin werde, du Gott und meine Kinder junge Götter.‹ Diessmal aber gab der Stubben zur Antwort ›Werde du zum Hund, deine Frau zur Hündin, und deine Kinder zu jungen Hunden!‹

Quelle:
Leskien, August/Brugman, K.: Litauische Volkslieder und Märchen. Straßburg: Karl J. Trübner, 1882, S. 467.
Lizenz:
Kategorien: