[559] 17. Vom ausgedienten Soldaten und den Teufeln (S. 410).

Vgl. Grimm I, 81 »Bruder Lustig«, S. 402; 82 »Der Spielhansl«, S. 414; und Anm. zu 82, III, S. 131. – Von slavischen Märchen gehören hierher: russisch: Af. V, 43, S. 205; polnisch: Lud III, 2, 115 (Kujawy); VIII, 53, 133 (Krakau); Baj. II, 144; Archiv f. sl. Philol., Bd. V, Hft. 4: Volksthümliches aus dem Munde der Sandomierer Waldbewohner, S. 648; čechisch: Slavia, Ř. II, odd. II, 15 S. 53; Rad. I, S. 201; mährisch: Kulda II, 116 S. 197; slavonisch: Stoj. 28, S. 126. – In beinahe allen diesen Märchen erhält der Held zum Lohn dafür, dass er sein Letztes an (einen oder mehrere) Bettler gegeben hat Zaubergegenstände, resp. er darf drei Wünsche thun. Der Säufer, dem der Soldat für seine letzten Pfennige Schnaps kauft, erinnert an die typischen Saufbrüder (голи кабацкіе) des grossrussischen Volksepos. Eine ähnliche Situation, wie im litauischen Märchen, findet sich in der Byline von Iłja von Murom und den Zechbrüdern. J. kommt als Pilger verkleidet in eine Kronsschenke (царевъ кабакъ) und will für 200 Rubel Wein geborgt haben. Die Küfer weigern sich, da er ärmlich gekleidet ist, trotzdem dass er sein goldnes Kreuz zum Pfand lassen will. Da wendet sich J. an die Säufer, mit der Bitte, ihm etwas Wein zu kaufen. Sie legen zusammen und kaufen ihm 11/2 Eimer Wein. Zum Dank dafür ladet er sie alle ein, am[559] folgenden Tag mit ihm umsonst zu zechen. – Dem Ranzen und Stock, den der Säufer dem Soldaten schenkt, entsprechend, erhält bei Kulda II, 116, Jura, der seinen Lohn von drei Jahren Dienst, drei Groschen, drei Bettlern schenkt, eine nie fehlende Schrotbüchse (brokovnice), eine Geige nach der alles tanzen muss und einen Sack (míšek), in den durch den Ruf »hybaj do pytla, scheer' dich in den Sack!« alles hineingewünscht werden kann; Slavia 15, erhält der Soldat, der sein letztes Stück Brot weggab, eine Geige, die alles zum Tanzen bringt, Karten, mit denen er immer gewinnt und einen Sack; 18, einen Knüppel, der auf Kommando haut, einen Sack und eine Geige; Lud VIII, 53 erhält der Jura von Jesus Christus, der als Bettler verkleidet ist, eine Flinte, einen Ranzen und einen Knüppel (bat); Gliński, goldne gefüllte Tasche, Pfeife, in der der Tabak nicht alle wird und Ranzen. Die drei Wünsche sind bei Rad.: immer Geld zu haben, immer Glück im Spiel, und jeden, den man will, in den Ranzen bannen zu können; bei Stoj. wünscht sich der Schmied, dass sein Birnbaum stets reife Früchte trage, dass er durch den Ruf »Halt!« jeden festbannen könne, dass er, wen er wolle, in seinen Ranzen wünschen könne; Lud III, 2, hat der Soldat die Wahl, entweder in den Himmel zu kommen, oder eine unversiegbare Schnapsflasche und ebensolchen Brotlaib, ferner grosse Stärke (und Macht über den Ranzen) zu bekommen. Er wählt die irdischen Güter und der Herrgott lässt sie ihm vom Himmel hinab. – Die Episode vom Kartenspiel, in den čechischen und mährischen Varianten, ist folgende: der Held kommt in ein Wirthshaus und findet drei oder vier Kartenspieler (Teufel). Er gewinnt fortwährend, worüber sie böse werden und auf ihn los wollen: er aber wünscht sie in den Sack und lässt sie entweder selbst heraus und prügelt sie durch, oder er lässt sie mit Hämmern bearbeiten. Eine andere Version, die mit dem litauischen Märchen stimmt, erzählt die Vertreibung der Teufel aus dem Schloss. So in Slavia 15, wo um zwölf Uhr zwölf Teufel kommen, denen der Held ihr Geld abgewinnt. Jetzt soll er mit ihnen tanzen, er spielt aber auf seiner Geige und sie müssen tanzen, bis sie umfallen und thun, was er will; Gliński II, 144 kommt ein Teufel, um den Soldaten umzubringen; der bittet, erst seine (unversiegbare) Pfeife ausrauchen zu dürfen. Es wird ihm erlaubt und als er es nicht fertig bringt, will der Teufel es thun: aber weder er, noch seine herbeigeholten Gefährten können es, sie wollen sich daher mit Geld lösen, kommen aber in den Sack u.s.w. – Eine abweichende Version bietet Af. V, 43, wo ein Soldat es unternimmt, eine vom Teufel besessene Königstochter von demselben zu befreien. Er lässt sich ein Mass gusseiserne Kugeln, ein Mass Nüsse, ein Pfund Lichte, zwei Spiel Karten, einen eisernen Prügel ein eisernes Kratzeisen (царапка) mit fünf Zähnen und eine eiserne menschliche Figur mit Sprungfedern. Der Teufel kommt als Lakei und bittet ihn um Nüsse: er giebt ihm Kugeln, die der Teufel platt beisst, ohne sie zerbeissen zu können. Sie spielen Karten um zehn Nasenstüber, wobei die eiserne Figur, als jüngerer Bruder des Soldaten, dem Teufel die Nasenstüber geben muss. Nach dem dritten stürzt sich der Teufel durch das Fenster und entflieht. So[560] behandelt der Soldat 13 Teufel; zuletzt kommt ihr Oberster, der wird aber mit Nasenstübern, Hieben und Kratzen dermassen zugerichtet, dass er kaum ausreissen kann. Jetzt wollen sich die Teufel loskaufen: der Soldat will aber kein Geld, er habe gehört, die Teufel können durch die kleinste Ritze durch u.s.w., er wolle das mal sehen, sie sollen alle in seinen Ranzen. Sie thun es auch, er schnallt zu, geht zum König und verlangt 30 Hämmer. Mit diesen werden die Teufel zusammengedroschen, die Königstochter ist befreit und der Soldat darf zur Belohnung überall frei zechen. Nach einiger Zeit reist er in seine Heimath; dort trifft er einen Kameraden, dem er den Ranzen mit den Teufeln aufzuheben giebt, während er etwas zu trinken besorgen will, mit der strengen Weisung, den Ranzen von den Frauen nicht berühren zu lassen. Aber die Frauenzimmer sind neugierig und schnallen den Ranzen auf: im selben Augenblick stürmen die Teufel durch Thüren und Fenster ins Freie. Draussen begegnen sie dem Soldaten, der sie anschreit, worauf sie vor Schreck unter die Räder einer Mühle fahren und dort auf immer bleiben. – Wie die Teufel, so wird in verschiedenen Versionen der Tod, der den Helden holen kommt, in den Ranzen gebannt und dort Jahre lang gelassen; so Kulda II, 116 (7 Jahre); Rad. (7 Jahre); Lud III, 2 (3 Jahre); Lud VIII, 53 (7 Jahre) u.s.w. Während der Gefangenschaft des Todes stirbt kein Mensch auf Erden. – Bei den drei Wünschen wird der Held in einigen Versionen darauf aufmerksam gemacht, er möge das Beste (sein Seelenheil) nicht vergessen. Da er darauf nicht achtet, muss er nach seinem Tode in die Hölle, wird aber dort nicht eingelassen (oder die Teufel verlassen die Hölle bei seiner Ankunft); auch im Himmel lässt ihn Petrus nicht ein, sodass er entweder zwischen Himmel und Hölle herumwandern muss, oder, wie im deutschen Märchen, durch List (mit Hülfe des Ranzens, den er in den Himmel wirft und in den er sich selbst hineinwünscht), in den Himmel kommt. Lud VIII, 53, findet der Soldat, nach langer Wanderung, in der leeren Hölle eine Schildwache, die ihn als »Collegen« begrüsst, ihn fragt, ob er es sei, der den Tod sieben Jahr lang im Ranzen gehabt habe und sich schliesslich als ein Engel Gottes erweist, der gesandt ist, ihn in den Himmel abzuholen. –

Quelle:
Leskien, August/Brugman, K.: Litauische Volkslieder und Märchen. Straßburg: Karl J. Trübner, 1882, S. 559-561.
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