[566] 20. Von dem Königssohn, der auszog, um seine drei Schwestern zu suchen (S. 423).

Dieses Märchen zerfällt in zwei, auch selbständig vorkommende Erzählungen: 1) von den »Thierschwägern«, 2) vom unsterblichen Ungethüm, dessen Lebenssitz ausserhalb seines Körpers ist. Zu 1) vgl. Hahn, gr. u. alb. Märchen I, S. 53, Formel 22 u. Anm. zu 25, II, S. 223; Archiv f. slav. Ph. Bd. II, A.d. südslav. Märchensch. Köhlers Anm. zu Vuk, S. 185, Baš Čelik, S. 618; zu 2) Köhler, Anm. zu Campbell 1, Or. u. Occ. II, S. 100; ferner die Anmerkungen Afanas'ev's zu Af. I, 14, S. 174; zu II, 24, S. 355; zu VII, 6, VIII, S. 582; zu VIII, 8, S. 661; und endlich über Koščej den Unsterblichen, Af. V., II, S. 594 ff. – Slavische Märchen, die 1 und 2 verbinden, sind folgende: grossrussisch, Af. VIII, 8, S. 98; Chud. I, 20, S. 77 (Rjazań); II, 62, S. 87 (Rjazań); Erl. 1, S. 1 (Tula); 31, S. 130 (Tula); kleinrussisch, Af. I, 14, S. 88 (Černigov); Trudy I, 52, 172 (Volhynien); čechisch Němc. I, 18; serbisch, das, Arch. II, S. 614 gegebene Märchen, Vuk, Dod. 1, S. 185 und die Variante dazu von Vojinović, ib. S. 616; slov. Valj. 1. S. 1. Nur die Erzählung von den Thierschwägern haben: grossrussisch, Af. VIII, S. 663 (Volksbuch); Chud. III, 108, S. 109; (Rjazań); čechisch, Rad. II, S. 132; nur die zweite Erzählung: russisch, Af. II, 24, S. 246 (Perm); VII, 6, S. 72 (Archangel); VII, 17, S. 168 (Saratov); VIII, 5, S. 69; Erl. 11, S. 63; 28, S. 119–22, (beide aus Tula); mährisch, Vrána 27, S. 54, serbisch, Vuk 4, S. 19 ff.; bulgarisch, Var. zu Vuk 4, Erben, 74, S. 217 ff.; slovenisch Valj. 5, S. 21. – Vgl. auch Dietr. 2, S. 24 und, was dasselbe, Vogl, S. 14 (Uebersetzungen eines Volksbuchs, abgedruckt in den Дѣдущкины Прогулки, Moskau 1819, Analyse in der neuen Ausgabe der Afanas'ev'schen Sammlung (1873), Bd. IV, S. 168). – Die Heirath der Schwestern wird verschieden erzählt. In einigen Märchen, werden sie, wie im litauischen gewaltsam entführt, so Af. VIII, S. 663, (zwei Schwestern, Luna (Mond) und Zvězda (Stern) im Sturm entführt, ihre Männer sind Bär und Meerungeheuer (Морское Чудовище); Chud. I, 20 (drei Schwestern im Sturm; Rabe, Adler, Falke); Trudy I, 52 (drei Schwestern einzeln, bei der Entführung der ersten fällt ein Sack Geld aus der Luft; drei Drachen). In andern wird der Vater der Mädchen gezwungen, sie den Freiern zu versprechen. So droht Erl. 1, ein Bär, einen Mann, der in seinem Walde Holz hackt, zu zerreissen, ähnlich später der Vogel Eisennase (желѣзный-носъ птица), ihn todtzupicken und endlich ein Hecht, der ihm beim Wasserholen in den[566] Schöpfeimer springt, ihn ins Wasser zu ziehen, wenn er ihnen nicht seine Töchter zu Frauen giebt. Ganz an Musaeus erinnert das čechische Märchen Rad. II, S. 132, wo ein verschuldeter Fürst im Walde ausruht, von dessen Herrn, dem Bären, gezwungen wird, ihm seine Tochter zu versprechen und dafür drei Stücke Silber erhält, ebenso später vom Adler, drei Stücke Gold, und von einem riesigen Fisch, einen Korb voll Perlen. Die gutwillige Fortgabe der Mädchen (durch den Bruder) erfolgt in den russischen und einem serbischen Märchen, infolge des Auftrags, den die Eltern auf dem Todtenbett dem Bruder gaben: die Schwestern den drei ersten Freiern zu geben; so Af. I, 14 (wo die drei Freier sind: Wind, Hagel und Donner); Af. VIII, 98 (Falke, (Sokol Sokolovič) Adler, Orel Orlovič und Rabe, Voron Voronovič, die durch die sich spaltende Decke, mit Donnergeräusch ins Zimmer geflogen kommen und sich in Menschen verwandeln); Chud. II, 62 (König Rabe, König Falke und König Adler); Vuk. dod. 1 (Drachenkönig, Falkenkönig, Adlerkönig); in dem čechischen Märchen, Němc. I, 18, giebt der Bruder als Stadtvertreter des abwesenden Königs, seine Schwester dem Sonnen- Mond- und Windkönig (sluneč ník oder král slunce, Měsíčník oder kr. měsíce und Větrník oder kr. větrův, ebenso im slovenischen, Valj. 1, wo die Reihenfolge kralj vetrov, kralj od slunca und kr. meseca ist. In dem russischen Märchen Erl. 31, nehmen die drei Schwestern nacheinander drei Bettler ohne Hände und Füsse, weil sie in denselben die, ihnen vom Schicksal bestimmten Männer sehen. Diese werden dann zu Drachen, mit, 20 resp. 30 und 40 Köpfen. – Der seine Schwester suchende Prinz ist, in einigen Märchen, nach der Entführung derselben geboren, so Af. VIII, S. 663; Erl. 1; Trudy I. 52; Rad. II, S. 132. Wie im litauischen Märchen, so verstecken auch in fast allen slavischen Varianten, die Schwestern den Bruder anfangs vor ihren Männern; in einigen macht sich der Held mit Hülfe einer Tarnkappe (шапка невидимка), die er mit anderen Zaubersachen drei sich streitenden Leuten weggenommen hat, unsichtbar, bis der Schwager erklärt, er freue sich, ihn zu sehen. Im litauischen Märchen geschieht die Verwandlung der Schwäger in Menschen durch Sichschütteln, im russischen, durch Sichwerfen oder Anstossen an den Boden; in manchen Varianten wechseln sie ihre Gestalt gar nicht, in andern, so im čechischen, Rad., erhalten sie zeitweise menschliche Gestalt. – Der Jungfrau die den heirathet, der sie im Zweikampf besiegt, entspricht im russischen Märchen, Anastasia die Schöne, A Prekrasnaja. Der Held sieht auf seinem Wege drei erschlagene Heere und erfährt A. Prekrasnaja habe dieselben niedergemacht. Er kommt dann zu der Heldin selbst, die, in einigen Varianten, Kampf oder Frieden von dem Verhalten ihres und des Helden Ross, die zusammengebunden sind, abhängig macht: die Rosse vertragen sich und so heirathet sie den Helden. In andern dagegen kommt es zum Kampf, in dem er sie (dreimal) besiegt. Aehnlich stösst der Held des čechischen Märchens Němc. I, 18, auf eine Menge Leichen, und besiegt die Prinzessin im Schwertkampf. Im slovenischen Märchen Valj. 1, kommt er an eine Grube voll Menschenköpfen, erfährt von einem derselben, den er mit belebendem Wasser bestreicht,[567] die Vilen-Königin habe sie besiegt und getödtet. Er heirathet die Königin ohne Kampf. Erl. 1 und Trudy I, 52, heirathet die Prinzessin den, dessen Kopf am schwersten wiegt, resp. den, der schwerer ist, als sie selbst. Der Held gewinnt durch einen goldnen Stern, den sie ihm auf die Stirn drückt (Erl.) und durch den Ring, der die Prinzessin schwer machte und den er ihr, während sie schläft, wegnimmt (Trudy). – Wir kommen zum zweiten Theil. Die Gemahlin des Helden hat ihm verboten, ein bestimmtes Gemach zu betreten (im li tauischen das, dessen Thür mit Bindfaden umbunden ist, was dem in russischen Märchen vorkommenden »mit Bast zugebunden und mit Lehm verschmiert« entspricht. Der Gefangene in dem Gemach, ist in einigen russischen Versionen ein Drache, in den andern, die Mehrzahl bildenden, Koščej Bezsmertnyj, K. der Unsterbliche. Af. I, 14, ist in dem Zimmer ein Drache an einer Rippe aufgehängt, der Held hilft ihm herunter, und flieht dann, aus Furcht vor Anastasia's Zorn; VIII, 8, hängt in einem Verschlage (чуланъ), Koščej an zwölf Ketten. Er bittet um drei Eimer Wasser: als er diese getrunken hat, befreit er sich mit Leichtigkeit von seinen Ketten. Eine Variante, S. 101, Anm. 1, erzählt von einem Drachen mit zwölf Köpfen und zwölf Schwänzen, der an eisernen Hacken hängt und aus dessen Wunden Blut fliesst. Er wird dadurch befreit, dass der Held einen Finger ins Blut taucht und dreimal auf den Drachen bläst; Chud. I, 20, wird ein Drache an zwölf Ketten durch drei Krüge Wasser befreit; Chud. II, 62, sitzt im verbotenen Zimmer, hinter zwölf Thüren mit zwölf Schlössern, Koščej, in einem Kessel voll siedenden Pechs, mitten im Feuer. Der Held spannt den Bogen, um ihn zu schiessen, da fliegt er weg und dankt für die Befreiung; Erl. 31, sitzt Кащей auf einem, an einen Kessel angeschmiedeten Ross: er lässt den Helden das Ross losschmieden; Trudy I, 52, denkt der Held, der einen Drachen sieht, der an der Zunge an einem Haken hängt, es sei dies einer seiner drei Schwäger und macht ihn los. Němc. I, 18, soll er nicht in das Zimmer, das mit einem goldnen Schlüssel verschlossen ist: Darin ist ein angeketteter Mann, dessen Ketten er zerhaut; Vuk. 4, kommt aus einem grossen, mit drei eisernen Reifen versehenen Fass, der Ruf nach einer Schale Wasser. Der Held giesst drei Schalen hinein, bei jedesmaligem Hineingiessen platzt ein Reifen und endlich fliegt ein Drache hinaus. Vuk. dod. 1, ist Baš Čelik so angeschmiedet, dass er sich nicht rühren kann. Er wird befreit durch zweimaliges Trinken und einmaliges Uebergossenwerden mit Wasser; Valj. 1, ist der Feurige König mit drei Reifen festgekettet, die platzen, nachdem er dreimal getrunken hat; Valj. 5, 21, kommt aus einer grossen Flasche eine Stimme, die um drei Tropfen Wasser bittet. Kaum sind die drei Tropfen darin, als die Flasche in Stücke springt und ihr ein grosser Drache entfliegt. – Die Wiedererlangung der Gemahlin und der Tod des Entführers werden in den slavischen Varianten theils so erzählt wie im litauischen Märchen, d.h. der Sitz des Lebens ist in einem Ei, s. Af. II, 24; VII, 6; VII, 17; VIII, Erl. 1 und 11; Trudy 52; Vrána 27; Vuk. 4 und bulgarische Variante bei Erben; Vuk. 8; Vuk. dod. 1. Eine zweite Version[568] ist folgende. Der Held versucht mehrere Male mit seiner Gattin dem Ungeheuer zu entfliehen, wird aber immer eingeholt und schliesslich getödtet. Nachdem er wiederbelebt ist und durch seine Gemahlin erfahren hat, dass die Flucht nur auf einem Zauberross möglich ist, das im Besitz einer Hexe ist, verschafft er sich dieses mit Hülfe von dankbaren Thieren (er hütet drei Tage und drei Nächte, resp. drei Nächte die Pferde der Hexe, und erhält zum Lohn ein scheinbar elendes Pferd) und flieht mit seiner Gemahlin. Er wird allerdings eingeholt aber die Rosse erkennen sich (als Brüder oder als Mutter und Sohn) und das Ross des Verfolgers wirft diesen auf die Aufforderung des anderen Rosses ab und tritt ihn todt (oder er wird durch das Ross des Helden erschlagen). Hierzu gehören: Af. I, 14; VIII, 8; Chud. I, 20; II, 62; Erl. S. 119; 31; Němc. I, 18; Valj. 1 u. 5. Die dankbaren Thiere kommen auch in der ersten Version vor, wo sie dem Helden bei der Erlangung des Eies behülflich sind. Sie sind ihm zu Dank verpflichtet, theils, wie im litauischen Märchen, weil er sie trotz seines Hungers geschont hat, theils, weil er ihnen das Leben gerettet hat, endlich weil er ein Streitobject, über welches sie sich nicht einigen konnten, zu ihrer Zufriedenheit getheilt hat. Stellenweise erhält er die Gabe, die Gestalt der betreffenden Thiere anzunehmen, oder sich Eigenschaften derselben anzueignen. – An Stelle der Thiere, helfen dem Helden in einigen Varianten die Schwäger bei Erlangung des Eies resp. des Pferdes. Ebenso beleben sie denselben in einigen Varianten, nachdem sie durch Gegenstände, die er bei ihnen zurückliess, seinen Tod erfahren haben (vgl. Anm. zu 10 u. 11 S. 547 u. 548). – Der Krähe, die nach Wasser des Lebens geschickt wird, entspricht Chud. I, 20 u. Erl. 11, ein Rabe, Erl. 31, Kraniche. Die Probe des Wassers an der jungen Krähe, ist ein, in russischen Märchen besonders häufig wiederkehrendes Motiv, so muss z.B. Af. III, 2, S. 15, der Rabe das Wasser aus einem stark bewachten Brunnen holen: es wird an einem entzweigerissenen jungen Raben versucht u.s.w. Auch das Motiv, dass der Abgesandte zuerst gewöhnliches Wasser bringt, findet sich oft. – Statt der Seele, die mehrfach eingeschachtelt, ausserhalb des Körpers des Königs liegt, haben die meisten slavischen Varianten den Tod des Ungeheurs in derselben oder in wenig verschiedener Einschachtelung. Af. II, 24, ist der Hase in einem Kasten unter einer Eiche: Af. VII, 6, haben wir Ei in Ente in im Meere schwimmendem Baumstumpf oder Klotz (Кокора, Baumstumpf, der auf dem Grunde eines Flusses liegt; ausgehöhlter Klotz, s. Af. VII, S. 82, Anm. 1); Af. VII, 17, Nadel in Ei in Ente in Hase in Kasten (сундукъ) auf hoher Eiche; Af. VIII, 5, Ei in Ente in Hase in Kasten unter Eiche vergraben auf Insel im Weltmeer (море-окіянъ); Erl. 11 ebenso, ohne Weltmeer; Dietrich 2, S. 24, Ei in Ente in Hase in Schachtel (коробка, Dietr. übersetzt nicht ganz richtig Körbchen, Vogl, Kästchen) in eisernem Kasten unter Eiche auf der Insel Bujan im Weltmeer; Gliński I, S. 102, Ei in Ente unter Hase in Koffer unter alter Eiche; Vrána 27, Ei in Taube in Hase auf einer Wiese; Af. I, 14 ist der Tod in einem Stein im Dotter eines Eis in Ente in Hase in Stein auf Insel; Vuk. dod. 1, ist der Sitz der Heldenkraft (јунаштво) in einem Vogel[569] im Herz eines Fuchses auf einem Waldgebirge; Vuk. 8, der Sitz der Manneskraft (снага), Sperling in Taube in Hase in Eber in Drachen; in einem See Erl. 1, ist der Tod des Bösen, der die Gemahlin des Helden nächtlich plagt, in einem Frosch in Ei in Ente in Kästchen (ларецъ) in Pfeiler im Meer; Trudy 52, ist das einzige mir bekannte Märchen, wo in diesem Fall eine Seele erwähnt wird. Dieselbe liegt in einem Ei in einem Loch unter einer eisernen Saule von zwölf Klaftern Höhe (? na dvanadcjat sažniv); Chud. III, 109, ist der Tod einer Hexe in einem dunkelblauen Rosenstock tief im See. Sowie dieser an die Oberfläche kommt, stirbt die Hexe; Mikul. S. 38, steckt das Ei, das den Tod eines Drachen enthält, in einem andern Drachen; Valj. 15, S. 155, ist in einem andern Drachen ein Hase, in diesem eine Taube, die ein Ei legt: dieses Ei, in einen Krystallberg hineingelassen, bringt ihn zum platzen; ähnlich Af. VII, 25, 211, ist eine Königstochter von einem Drachen in einen Glasberg eingeschlossen worden: der Held tödtet den Drachen und findet darin einen Kasten, darin einen Hasen, darin eine Ente, darin ein Ei, darin ein Samenkorn (семячко), welches letztere er anzündet und an den Krystallberg bringt, worauf dieser in kurzer Zeit aufthaut. – Der Sitz der Seele wird von dem Ungeheuer verheimlicht: es versucht die Gemahlin des Helden durch falsche Angaben irre zu führen. So giebt er ihr Af. VII, 6, S. 81, einen Badewedel (von grünem Laub, вѣникъ), dann eine Eichenhecke (дубовый тынъ) an, die sie beide vergoldet; Af. VIII, 5, ebenfalls einen Wedel (ohne Blätter, голикъ) unter der Schwelle, den sie vergoldet und mit Bändern schmückt, dann einen Ziegenbock, dem sie Glöckchen und Bänder anhängt; Erl. 11. einen Ochsen und einen Widder, die sie beide schön schmückt u.s.w. Abweichend ist die Fassung bei Dietrich 2, 24, wo der Besen verbrannt, der Wurm unter den Eichen zerdrückt wird, (Vogl übersetzt statt »Besen unter der Schwelle«, голикъ подъ порогомъ, »Reisigbündel, welches in dem Wasserfalle liegt«), und in Trudy 52, wo Ochse und Hammel geschlachtet werden; Vuk. dod. 1 S. 203–4 giebt Baš Čelik vor, seine Heldenkraft liege in seinem Säbel und seinem Pfeil. Auch der Erzähler des litauischen Märchens kannte dies Motiv der Irreleitung, machte auch einen Ansatz, dasselbe in seinem Märchen anzuwenden, vergass es aber wieder im Laufe der Erzählung. S. 196, im Originaltexte des Märchens findet sich nämlich folgender Passus, der vom Uebersetzer, als fragmentarisch, nicht in die Uebersetzung hineingenommen wurde. Derselbe gehört auf S. 429, hinter die Worte: »Wo meines Gatten Seele ist, da muss auch meine sein« und lautet wörtlich übersetzt: Der König antwortete ihr: »dort im Stall (Verschlag) ist ein Ochse, da ist meine Seele«. Des Königs Frau ging zu dem Ochsen und bat ihn, dass er ihr die Seele herausgäbe. Des Königs Frau ging zu ihm (dem König) und sagte: »Wo meines Mannes Seele ist, da muss auch meine sein«. Dass wir es hier mit einer Verstümmelung des oben er wähnten Motivs zu thun haben, bedarf keiner weitern Ausführung. – Das Hinwerfen des Eies auf die Erde, theilt unser Märchen mit dem kleinrussischen Trudy 52; in andern Varianten wird es gegen den Kopf (Stirn) des Ungeheuers geschleudert, so Af. I, 14; VIII, 15; Erl. 11; Mik. 38; Vrána, 27, wird[570] damit der Kopf des Ungeheurs gerieben und dasselbe stirbt. Häufig findet sich in den russischen Märchen das Zerdrücken des Eies. Gedrückt, verursacht es dem Unthier Schmerzen, von einer Hand auf die andern gelegt, »warf es ihn aus einer Ecke« in die andere (изъ угла въ уголъ бросило) zerdrückt, bringt es ihm den Tod.


(Aeussere Gründe zwingen mich mit der bisherigen ausführlichen Behandlungsweise der Anmerkungen abzubrechen. Ich beschränke mich daher im folgenden nur auf Citate und behalte mir eine eingehendere Behandlung des Materials andern Ortes vor.)

Quelle:
Leskien, August/Brugman, K.: Litauische Volkslieder und Märchen. Straßburg: Karl J. Trübner, 1882, S. 566-571.
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