26.

[234] Langsam.

26. [Zwischen dünnem Grase wächst der grüne Klee]

1.


Zwischen dünnem Grase

Wächst der grüne Klee;

Fünf, sechs kleine Blättlein hat er

Und neun rothe Blümelein.


2.


|:Im verstreuten Dörfchen

Wächst ein Mägdelein.:|

|: Ohne Vater ohne Mutter,

Ohne Brüder, Schwesterlein.:|


3.


Und der junge Bruder

Sattelt sich das Ross,

Und die junge Schwester

Jätet Rauten aus.

|: Bruder wohin willst du reiten,

Kommst du wieder, Brüderlein?:|


4


|: Niemals kehr ich wieder

Nie besuch ich euch:|

|: Wiederkehren wird mein Rösslein,

Mein schwarzbraunes Rösslein nur:|.


5.


Kömmt das Ross gelaufen

Wiehernd laut daher;

Kömmt die Maid gegangen

Weinend bitterlich.

|: ›O du Rösslein, o schwarzbraunes!

Sag wo blieb der Reiter dein‹?:|


6.


|: »Ach dein lieber Bruder

Der mein Reiter war,:|

|: Liegt im Kriege todt gehauen,

Von der Andern Fuß zerstampft«:|


7.


Führen will, das Rösslein

Ich aufs Brachfeld hin;

Werfen will die Sporen

Ich in tiefen Sumpf,

|: Und den Säbel will ich hängen

An die gelbe Zimmerwand:|


8.


Und das Rösslein wiehert

Auf dem Brachfeldlein,

Und die Sporen rosten

In dem tiefen Sumpf;

|:Doch es blinkt der blanke Säbel

An der gelben Zimmerwand.:|

Quelle:
Schleicher, August: Litauische Märchen, Sprichworte, Rätsel und Lieder. Weimar: Böhlau, 1857, S. 234-235.
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