[408] 862. Sonderbarer Baum.

Die in der französischen Revolution verfolgten Geistlichen erfreuten sich eines besonderen, göttlichen Schutzes. So geht die Sage von einem gewissen Wellenstein, der oft auf wunderbare Weise den Händen seiner Feinde entging. Einmal rief ein Bauer ihm zu: »Herr Wellenstein, Ihr seid verloren! Da unten kommen zwei französische Gensdarmen geritten.« – »Die fürchte ich nicht,« sprach der Geistliche und stellte sich mit erhobenen Händen einen Schritt seitwärts ins Gebüsch. Schon sind die Reiter an Ort und Stelle und sieh! sie steigen ab, um hier ein wenig auszuruhen, und binden ihre Pferde je an den rechten und linken Arm des Geistlichen. Das Bäuerlein war außer sich vor Staunen. Die Reiter zogen bald wieder fort. Der Geistliche ließ die Arme sinken und trat auf den Bauer zu, indem er sagte: »Sie nahmen mich für einen Baum. Sie konnten mir nichts anhaben.«


Lehrer N. Biver zu Remich

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 408.
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