[423] 898. Der von Hexen verfolgte Knecht zu Wormeldingen.

Ein Knecht war in den Dienst eines Winzers von Wormeldingen getreten. Als er einige Zeit in dem Hause des neuen Meisters verbracht hatte, fing der sonst so muntere Bursche an, auffallend trübselig und einsilbig zu werden. Auf vieles Fragen und Drängen seines Herrn gestand er diesem, daß jede Nacht zwischen elf und zwölf Uhr zwei alte, häßliche Weiber an seinem Bette erschienen und ihm beständig zuredeten, dieses Haus zu verlassen und mit ihnen zu gehen. Darob wies der Meister ihm ein anderes Schlafzimmer an und, als auch hier die Weiber nicht von ihm abließen, ein drittes und endlich jeden Abend ein anderes, allein vergebens; nirgends war der Knecht vor den abscheulichen Ruhestörerinnen sicher, die ihm immer verlockender zusprachen. Als sie endlich einsahen, daß er mit Worten nicht zu bewegen sei, ihnen zu folgen, brachten sie ihm eines Abends einen Krug Branntwein und einige Pfannenkuchen mit, die sie ihm anboten. Allein der Knecht schlug das Angebot beharrlich aus und am nächsten Morgen begab er sich zu dem Herrn Pastor, ihm sein Leid zu klagen und Hilfe von ihm zu erflehen; zugleich zeigte er ihm die mitgebrachten Sachen, welche die Hexen beim Bett stehengelassen hatten. Dieser warf ein Stück Pfannenkuchen einem seiner Hühner vor, das bald unter den schmerzlichsten Zuckungen verendete; der Pfannkuchen war vergiftet. Darauf verbrannte er Branntwein und Pfannenkuchen und gab dem Jüngling den Rat, einen Rosenkranz mit zu Bett zu nehmen und die beiden Alten, wenn sie wiederkämen, aufzufordern, mit ihm den Rosenkranz zu beten, worauf er ihnen folgen wolle. Die Alten aber kamen nicht mehr wieder und der Jüngling wurde wieder froh und munter wie zuvor.


Lehrer Konert, Hollerich

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 423.
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