[460] 970. Die Hexe mit dem Ziegenkopf.

Zu Greiweldingen erzählt man folgende Sage: Eine Hexe wurde in einem Nachbarshause Patin. Als die Frau dieses Hauses nach einiger Zeit wieder aufstand, stattete sie der Hexe einen Besuch ab. »Gevatterin«, sprach die Hexe, »wollt Ihr etwas essen?« – »Nein«, erwiderte die Nachbarin. – »Habt Ihr denn etwas gesehen?« fragte die Hexe wieder. – »O«, erwiderte die andere, »als ich in die Scheune trat, sah ich dort eine Bütte voll Blut stehen.« Am andern Tag, als die Frau wiederkam, fragte wieder die Hexe: »Wollt Ihr etwas essen?« – »Nein«, erwiderte die andere, »mutet es mir nicht zu.« – »Habt Ihr denn etwas gesehen?« fragte wieder die Hexe. – »O«, erwiderte jene, »als ich in die Küche trat, sah ich dort eine Menge Menschenköpfe.« Am dritten Tage fragte die Hexe wieder: »Wollt Ihr etwas essen?« – »Nein«, sprach wieder die Nachbarin. – »Habt Ihr denn etwas gesehen?« – »O, als ich hereintrat, schaute ich zum Schlüsselloch herein. Da sah ich eine Frau, die hatte einen Ziegenkopf auf; auf ihrem eigenen Kopf, der ihr auf dem Schoße ruhte, suchte die Läuse.« Da rief die Hexe: »Hat der Teufel dir das gesagt?« und bei diesen Worten verschlang sie die arme Frau.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 460.
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