[502] 1045. Betborn.

[502] A. Mitten im Dorfe Betborn befindet sich nicht weit von der Kirche ein Brunnen, der ein überaus klares und frisches Wasser liefert. Die Sage geht, der hl. Willibrord habe vorzeiten in diesem Brunnen getauft. Vor einigen Jahrhunderten, meldet die Sage weiter, habe plötzlich ein Muttergottesbild inmitten des Brunnens gestanden. Mehrere Versuche, das Bild an anderer Stelle unterzubringen, seien fruchtlos gewesen, indem dasselbe immer an seinen alten Standort zurückkehrte. Von nun an pilgerte man zahlreich von nah und fern zu dem Wunderbilde; der Brunnen wurde Betborn genannt und dieser Name auf das Dorf übertragen.


B. In dem zwischen Pratz und Platen gelegenen Tale spielten einst Knaben an einer Quelle und gewahrten plötzlich darin ein Muttergottesbild. Das Bild wurde ausgehoben und am Brunnen aufgestellt. Schnell hatte sich der Ruf von dem Wunder verbreitet, und scharenweise strömten die Pilger herbei, die Gottesmutter zu verehren und Abhilfe ihrer Leiden zu erflehen. Und da viele erhört wurden, nannte man den Brunnen Betborn.

Man beschloß nun, eine Kapelle zu erbauen und das Bild darin aufzustellen. Und sieh da, am anderen Morgen fanden sich Steine zum Bau der Kapelle am Brunnen aufgehäuft. Als man jedoch bald gewahrte, daß es die Steine waren, die man zu Pratz zum Bau einer Kirche zusammengetragen hatte, brachte man dieselben an ihren Platz zurück; aber o Wunder! am folgenden Morgen lagen alle Steine wieder an der Marienquelle. Es war nun offenbar, daß Maria an der Quelle, wo sie aufgefunden, verehrt sein wollte; dort ward also die Kapelle erbaut und ebenfalls Betborn genannt. Auch das Dorf, das nach und nach um die Kapelle erstand, erhielt diesen Namen.

Kapelle und Muttergottesbild aber sind längst verschwunden.


J. Engling, Manuskript, 210

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 502-503.
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