[53] 114. Das versunkene Schloß auf Berend zwischen Hollerich und Leudelingen.

Wenn man die Landstraße von Hollerich nach Leudelingen geht,[53] sieht man da, wo die Gemarkungen von letzterem Dorfe und von Gasperich aneinanderstoßen, im Ort genannt »auf Berend«, eine Bodenvertiefung in Form eines Rechteckes, welche einen Flächeninhalt von einigen Aren haben mag. An dieser Stelle stand vor altersgrauen Zeiten ein Schloß, das durch seine Pracht weit und breit berühmt war. Der Schloßherr hielt ein zahlreiches Gesinde, das er jedoch so tyrannisch behandelte, daß dasselbe bald unter den gräßlichsten Flüchen und Verwünschungen den Dienst verließ. Doch der Herr achtete nicht der Flüche seiner Dienerschaft. Da brach einst ein greuliches Gewitter über die Gegend herein. Der Tag ward zur Nacht, furchtbare Blitze durchzuckten die Luft und dabei entstand ein Donnern und Krachen, als wolle die Welt aus den Fugen gehen. Als das Gewitter sich verzogen hatte, war das Schloß vom Angesichte der Erde verschwunden.

An der Stelle aber, wo das Schloß gestanden, ließ sich unter der Erde ein klägliches Wimmern und Stöhnen vernehmen.


Lehrer Konert zu Hollerich

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 53-54.
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