103. Ursar schlägt die Krone aus.

[156] Vaernewyck, Historie van Belgis. Fol. 58.


Als König Ursar (Bering?) im Felde erschlagen worden war, da traten die Alten und Weisen der Stadt Belgis zu seinem Sohne und baten ihn, die Krone von Belgis annehmen zu wollen. Aber Ursar, Ursars Sohn, entschuldigte sich und sprach, er könne das nicht, aus zwei Ursachen. Fürs Erste wäre er noch zu jung an Jahren und zu klein an Verstand und Weisheit für solch eine Würde. Zum Zweiten sei er einem Blute entsprossen, auf welchem der Zorn der Götter laste; darum sollten sie ihn nicht mehr damit angehn. Und zum Schlusse sprach er also: »Da ist ein Mann unter uns im gemeinen Volke, der ist gar gut von Leben und tugendsam, und klug von Verstand und weise von Rath, und heißet Andromedas; er ist aus dem Blute der alten Priester entsprossen und geht allen andern vor in Weisheit und Klugheit. Diesen wollet ihr wählen, und es soll euer Nutz sein in diesen betrübten Zeiten.« Als die Alten solches hörten, dünkte es ihnen gut, und sie wählten den Mann zu einem Könige; er war geheißen Andromadas (?). Und als die Wahl vollbracht war, da ging er in einen Tempel und rief die Götter um Hülfe an, und opferte dem Gotte Mars sei nen ältesten Sohn, um Sieg zu gewinnen.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 156-157.
Lizenz:
Kategorien: