122. Das Wappen von Mecheln.

[199] Chronyke van Mecheln door Remmarus Valerius. Mecheln o.J. 12. S. 28.


Im Jahre 1494 erhob Kaiser Mar die Herrschaft Mecheln zu einer Grafschaft, und er gebot bei dieser Gelegenheit, daß ihr Wappen vermehrt würde mit einem schwarzen Adler mit ausgebreiteten Flügeln, gleichwie ihn die römischen Könige im Schilde führen.

Was den andern Theil des Wappens angeht, so haben die Mechelner diesen schon lange bevor gehabt und in solcher Fuge bekommen. Als der Sarazenenkönig Manellius das Königreich Aragon mit großer Macht von Volk verwüstete, da eilte Walther Berthold, zugenannt der Große, welcher Herr von Mecheln und damals auch[199] Vormund des Herzogs von Brabant war, dem Könige von Aragon zu Hülfe und führte viele Krieger mit sich; er schlug die Sarazenen auf einen Tag dreimal zurück und säuberte das ganze Land von diesen Ungläubigen. Deß war der König von Aragon höchlich froh und er sprach zu Walther Berthold: »Heischet von mir, was ihr nur immer wollet; wäre es selbst die Hälfte meines Reiches, so schwöre ich euch, daß sie euch werden soll.« Da sprach der Herr von Mecheln hinwieder: »Herr König, ich ersuche euch um nichts anderes, als nur um den dritten Theil eures königlichen Wappens, drei der rothen Stecken, deren ihr neune führet.« Diese neun rothen Stecken hatte der König in sein Wappen genommen zum Gedächtniß an neun blutige Schlachten, welche er gewonnen hatte über die Sarazenen; darum war ihm auch das Wappen gar lieb und es verdroß ihn, daß der Herr von Mecheln nichts anderes fragte; er schwur auch, daß er Walther Berthold lieber die drei schönsten Städte des Königreiches gegeben hätte, als die drei Stecken aus dem Wappen; aber das Versprechen mußte er doch halten. Alsdann geleitete er Herrn Walther Berthold bis an die Grenze des Königreiches und nahm unter herzlichem Danke von ihm Abschied.

Also hat die Stadt Mecheln ihr Wappen bekommen.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 199-200.
Lizenz:
Kategorien: