[222] 136. Die Mutter des heiligen Ludger.

Altfridus in vita Sancti Ludgeri.

Van den Bergh, Nederl. Volksoverlever. en Godenler. S. 103.

Grimm, Deutsche Sagen. II.


Als das Christenthum schon begann, sich in Frießland auszubreiten, lebte daselbst ein Mann von ansehnlicher Herkunft, der hieß Tjadgrim und war zu Utrecht als Christ erzogen. Er hatte eine Frau mit Namen Liafburg und gewann später bei dieser zwei Söhne, Hildegrim und Ludger.

Als diese Liafburg geboren wurde, erzürnte die Großmutter derselben, eine Heidin, dermaßen (weil es kein Knabe war), daß sie ihren Sklaven befahl, das Kind den Göttern zum Opfer in einen Brunnen zu werfen. Die kleine Liafburg schlang aber ihr Aermchen um den Rand des Eimers und hielt sich daran fest. Eine Nachbarin sah das, eilte schnell hinzu und strich dem Kinde ein wenig Honig an den Mund, wodurch es zum Opfer untauglich wurde; denn bei den heidnischen Friesen war es verboten, ein Kind zu opfern, wenn es schon irdische Speise genossen hatte. Darauf überließen die Sklaven[222] der Nachbarin das Kind, um es heimlich zu erziehen. Diese gab ihm den Namen Liafburg und offenbarte das Ganze später auch der Mutter, die dann des Kindes so lange in der Stille pflegte, bis die böse Großmutter gestorben war.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 222-223.
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