139. Sankt Vedast und der Bär.

[224] L. Surii vitae Sanctorum. Februarius. p. 69.


Nachdem Sankt Vedast Bischof von Artois geworden war, suchte er die Ruinen zerstörter Kirchen auf, um dort wieder das Lob Gottes ertönen zu lassen. So kam er eines Tages in einen Wald und fand dort die Trümmer einer ehemaligen Kirche, und seufzte schwer, als er sah, wie der heilige Ort mit Koth und Unrath bedeckt war; und er sprach: »O Herr, sei eingedenk deiner großen Barmherzigkeit und schone unserer Sünden; wir haben groß Unrecht gethan und schwer gegen dich gefehlt.« Als er unter vielen Thränen also betete, da sprang plötzlich ein Bär aus den Ruinen der Kirche hervor, und der Mann Gottes erzürnte und befahl dem Thiere, an einen andern Ort des Waldes sich hin zu[224] begeben und nicht mehr zu wagen, an das diesseitige Ufer des nahen Baches zu kommen. Also that der Bär und kehrte nicht wieder.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 224-225.
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