[264] 168. Unsere liebe Frau zur heiligen Eiche in Aerschot.
(Onse lieve Vrouwe ten heyligen Eyck.)

[264] Wichmann, Brabantia mariana. p. 421.


In der Nähe des Dorfes Beerse fanden vor langer Zeit Ochsentreiber ein kleines Bildchen der Muttergottes im Sande am Ufer der Aa. Sie nahmen es auf, trugen es einen Steinwurf weit zu einer einsam stehenden Eiche, woran sie es befestigten und ihre Kniee vor ihm in Demuth beugten. Am andern Tage nahmen es die Bewohner von Beerse dort weg und trugen es mit sich in ihr Dorf, aber den Morgen nachher war es von da verschwunden und stand wieder an der Eiche. Dadurch verbreitete sich der Ruf von dem Bilde weit und breit, und es kamen viele Pilger zu demselben; auch setzte man bald ein Fest zu Ehren der heiligen Maria von der Eiche ein, und dieß fand in folgender Weise statt.

Am Sonnabende vor dem Tage des heiligen Johannes des Täufers ging der Pfarrer der Sankt Peterskirche von Aerschot um acht Uhr Morgens mit einem Acolythen vor das große Thor der Kirche, wo ihn ein offener Wagen, den ein Landmann dazu geben mußte, erwartete. Diesen bestieg er und fuhr alsdann, gefolgt von einer zahllosen Menge Volkes, nach der Eiche, wo man unter freiem Himmel Loblieder zu Ehren der Muttergottes sang. Nachdem dieß geschehen, ging der Zug wieder zurück.

Später baute man eine kleine hölzerne Kapelle an dem Orte, jetzt steht daselbst eine hübsche Kirche.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 264-265.
Lizenz:
Kategorien: