[265] 169. Onse lieve Vrouwe in't Hammeken.

[265] Mündlich.

Wichmann, Brabantia mariana. p. 556.


Unfern Mecheln liegt am Ufer der Senne ein Dorf, welches Semps heißt, und dabei eine kleine Marienkapelle.

Vor Zeiten geschah es, daß ein Schiff, mit Waaren beladen, an dieser Stelle nicht weiter konnte. Die Schiffsleute stiegen aus und holten einige Männer aus Semps zu Hülfe; aber alles fruchtete nichts und das Schiff wich keinen Fuß breit. Da begannen sie, die Waaren aus demselben herauszunehmen, um es also leichter zu machen, und als dieß geschehen, legten sie noch einmal Hand an, um das Fahrzeug wegzubringen; aber wiederum vergebens.

Einer von den Männern aber schaute zufällig vor sich auf die Erde hin, und siehe, da lag ein ganz kleines Marienbildchen in dem grünen Ufergrase. Dieses nahm er auf, trug es einige Schritte vom Ufer weg und baute ihm mit Hülfe der Andern ein Häuschen, worauf alle niederknieten und die Muttergottes um Hülfe flehten, damit sie das Schiff fortbringen möchten. Maria erhörte die Bitte auch, und als die Männer wieder zum Schiffe kamen, da schwamm es leicht auf dem Wasser; sie luden die Waaren hinein, und es schwamm gleichleicht, und sie vollendeten die Reise mit vielem Glücke.

Später hat man über dem Bilde die jetzige Kapelle gebaut.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 265-266.
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