[28] 19. Pferd weckt eine Quelle.

Corn. Kempii de situ, origine etc. Frisiae. Col. Agr. 1588, p. 295.


Als die Friesen an dem Orte, wo Sanct Bonifaz einst die Marterkrone errungen, einen Hügel aufwarfen gegen die andringenden Fluthen des Meeres, wollten sie auch daselbst eine Kirche nebst einem Kloster für fromme[28] Diener Gottes bauen, jedoch fanden sie, daß in der ganzen Umgegend keine Quelle süßen Wassers sprang, dessen die Bewohner des Klosters doch bedurften.

Der Befehlshaber des Landes, Abbo, den König Pipin dahin gesandt, nahm, als er dieß erfuhr, sogleich einige seiner Gefährten zu sich und ritt an die Baustelle und um den Hügel, der schon vollendet war, herum, eine Quelle zu suchen. Schon hatten sie lange vergebens sich bemüht, da siehe, sinkt das Pferd eines sie geleitenden Knaben mit den Vorderfüßen in die Erde. Schnell stürzen die andern zur Hülfe herbei, und kaum waren des Rosses Füße aus dem Boden herausgezogen, als zu aller Erstaunen ein Strahl klaren Wassers nachschoß, der so reichlich quoll, daß er wenige Augenblicke nachher schon einen Bach bildete. Alle kosteten und erkannten, daß es süßes Wasser war, und priesen Gott für das Wunder, welches er gethan.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 28-29.
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