98. Die Petermanns in Löwen.

[148] N. de Parival, Lovvain tres ancienne et capitalle ville du Brabant. Louv. 1667. p. 66.


Herzog Heinrich I. von Lothringen, Graf von Löwen, hatte einst einen schweren Kampf mit den Lüttichern.[148] Nachdem er in ihr Land gefallen war, belagerte er Tongern und eroberte es, zog darauf geraden Weges auf Lüttich zu und wollte dieses unversehens überfallen. Aber die Bürger erwarteten ihn festen Fußes, ihre Waffen in der Hand, und drängten ihn bis Stip zurück. Der Bischof eilte zu gleicher Zeit, verstärkt durch die Krieger des Grafen Louis von Losse, Herzog Heinrichs von Limburg und Graf Philipps von Namur, heran und setzte dem Lothringer scharf zu. Dieser hatte zwar ein viel kleineres, aber dennoch viel entschlosseneres Heer, und verlor den Muth selbst da nicht, wo ihn seine Gegner von allen Seiten umzingelt hielten. Er schaarte die Seinigen in Schlachtordnung, die Löwener voran, und begann den Kampf in der Absicht, die feindlichen Linien zu durchbrechen. Das Gefecht war sehr blutig und der Lothringer büßte manch tapfern Vertheidiger ein.

In der Hitze des Streitens hatte er sich zu tief in die Reihen der Bischöflichen gewagt, wo sein Pferd verwundet unter ihm zusammenstürzte. Sonder Zweifel wäre er in die Hände seiner Gegner gefallen, hätten nicht die braven Löwener seine Gefahr bemerkt und ihn mit Verlust von zweitausend Mann, unter denen viele Patrizier waren, gerettet und in Sicherheit gebracht.

Eingedenk dieses großen Dienstes, gab Herzog Heinrich später all denen, welche unter dem Banner des heiligen Petrus für ihn gefochten hatten, unter dem Namen Petermanns große Privilegien und Rechte, welche zu bewahren jeder seiner Nachkommen beim Antritte der Regierung mit feierlichem Eide schwören mußte.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 148-149.
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