Einem jeden gefallen seine Kinder am besten.

[59] Ein Schütz ging einmal in einem Wald; da begegnete ihm die Bruchschnepfe. »Lieber Freund, schieß nicht meine Kinder!« sagte die Schnepfe. »Was sind denn das für welche, Deine Kinder?« fragte der Schütz. »Die schönsten Kinder, die im Wald gehen, sind meine«, antwortete die Schnepfe. »Ich will sie denn nicht schießen«, sagte der Schütz. Als er aber zurückkehrte, hatte er ein ganzes Bündel junge Bruchschnepfen, die er alle geschossen hatte, in der Hand. »Au! au! warum hast Du dennoch meine Kinder geschossen?« sagte die Schnepfe. »Waren diese denn Deine?« fragte der Schütz: »ich schoß die häßlichsten, die ich fand.« – »Ach ja«, antwortete die Schnepfe: »weißt Du denn nicht, daß einem Jeden seine Kinder am besten gefallen?«

Quelle:
Asbjørnsen, P. [C.]/Moe, J.: Norwegische Volksmärchen 1-2. Berlin: Hans Bondy, [1908], S. 59-60.
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