Sage von der Burg bei Neu-Bagnowen.

[130] Bei Neu-Bagnowen am Janower-See zwischen Sensburg und Sorquitten erhebt sich ein Hügel mit einem Wallringe, welchen das Volk Schlößchen (zameczek) oder Schwedenschanze nennt. Von demselben gehen mehrere Sagen.

Zwei Fischer, welche an dem Schlößchen spät Abends vorbeikamen, sahen einen Soldaten ohne Kopf zweimal um den Wall herumgehen und dann plötzlich verschwinden.

Die Schloßfräulein begaben sich vormals zu Neujahr zum Tanze nach dem Kruge in Alt-Bagnowen, und in der Johannisnacht hat man zwei weißverschleierte Damen aus dem Innern der Schanze hervorkommen und baden gesehen.

Auch Schwarzkünstler (czarownicy) fehlen nicht. Einer von ihnen hatte auf dem Berge ein Buch gefunden, in welchem die Geschichte des Schlosses und namentlich von dem Schatze geschrieben stand, der darinnen vergraben sei. Nachdem der Hexenmeister nun einen schweren eisernen Kasten durch Zauberformeln gehoben, gerieth er mit seinem Gesellen in Streit darüber, wer das haben sollte, was in dem Kasten selbst, und wer das, was in der Beilade läge. Als sich dann in letzterer nur ein Gürtel mit goldenem Schloß und ein Paar goldene oder golddurchwirkte Handschuhe fanden, im Kasten aber pures, rothes Gold, da wollte der Streit nicht enden, und zuletzt verfluchte der Benachtheiligte[130] den Kasten, dessen Deckel alsobald zufiel, und der dann langsam nach dem See hinunterwanderte und in den Fluthen versank. Trotz aller Nachgrabungen ist er bis auf den heutigen Tag nicht wiedergefunden worden und was die Leute bei Tage gegraben hatten, fiel in der Nacht wieder zusammen.14

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N. Pr. Prov.-Bl. 1865, S. 539.

Quelle:
Toeppen, M.: Aberglauben aus Masuren, mit einem Anhange, enthaltend: Masurische Sagen und Mährchen. Danzig: Th. Bertling, 1867, S. 130-131.
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