Das muthwillige Fänggenmannli.

[29] Im Prätigau war einst ein Fänggenmannli, das aber keinen bestimmten Wohnort hatte, vielmehr immer thalein, thalaus wanderte und auf seinen Wanderungen ununterbrochen Körbchen aus Moos flocht, die er dann den erwachsenen Mädchen des Thales vor die Fenster hängte. Kam das Mannli nach einiger Zeit wieder an dem Hause eines solchen bevorzugten Mädchens vorbei und gewahrte, daß dasselbe ihr Körbchen hübsch in Ordnung erhalten hatte, füllte er dasselbe mit Erdbeeren oder Heidelbeeren; traf es aber das Körbchen verwahrlost, warf er der Betreffenden faule Pilze durch das offene Fenster hinein und schlug oft ein helles Gelächter auf, ohne daß er gesehen werden konnte, denn er verstand es auch, sich unsichtbar machen zu können.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 29.
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