Der Hennenteufel.

[17] Ein St. Antönier hat einmal den Hennenteufel gesehen.

Einstens an einem Abend kam ein Montafuner spät in den Mayerhof und konnte nirgends mehr unterkommen, als bei Barthli Flütsch, der ihn klopfen hörte und ihm aufmachte. Der Fremde trat ein, und Barthli zog sich an, um ihm noch etwas zu holen. Der Montafuner, ein gesprächiger Mann, erzählte nun Allerlei von der Welt draußen, und so ging die Zeit um.

Nun klagte Barthli, er wisse nicht wie, aber seine Hennen seien nicht mehr wie früher; allemal wenn er in den Stall komme, fahren sie so zusammen und mögen auch nicht mehr legen. »Das kommt daher, weil der Teufel sie plagt,« meinte der Montavoner, »den will ich euch fangen, gebt mir nur eine Flintenkugel.«

Barthli, ein Jäger, hatte solche, und mit einer derselben gingen sie in den Stall. Der Montafuner legte diese Kugel in den »Hennenchrômen.« Die Hennen blieben ruhig.

Nach einer Weile fiel von oben herab eine andere, ähnliche Flintenkugel in den Hühnerstall, und mit gräßlichem Geschrei fuhr das Geflügel in die Höhe und durcheinander.

Die zweite Kugel rollte auf die erste zu, wieder weg und »putschte« sie gräßlich von einem Winkel in den andern, bis sie doch nachgeben mußte und durch eine Ritze wieder wegrollte. Das war der Hennenteufel gewesen, der in der Bleikugel einen Gegner zu finden glaubte, diesen aber nicht »heer« mochte, weil die Flintenkugel härter war als er. – Von da an hatten die Hennen Ruhe.

Der Montafuner mußte noch ein paar Tage bei Barthli bleiben und hatte gut leben, erzählte ihm Vieles, was dem St. Antönier gar kurios vorkam, und besonders von seinen wunderbaren Jagdstücklein.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 17.
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