Der Hexenmeister.

[65] Vom alten »Zigeuner« erzählt man im Oberlande, er habe sich nach Belieben in einen Wolf oder in einen Bären verwandeln können.

Einmal legte er, da eine Gesellschaft in Rabius ihn als Musikant gedungen hatte, seine Geige auf den Tisch, wo diese, ohne daß er sie berührte, von selbst weiterspielte. Während dieses unheimlichen Spieles erschienen aber so schreckliche Gestalten in der Tanzstube (stiva bialla), daß die Tanzenden erschreckt davon liefen. –

Eine Frau in Trons gab diesem alten Zigeuner einst ein Stück Speck, mit welchem er auf den Heuboden ging, wo er mitten auf einem Strohhaufen, zum großen Schrecken der guten Frau, ein Feuer machte und seinen Speck kochte; als nun der weich war, erlöschte das Feuer von selbst, und von Asche war keine Spur zurückgeblieben. – Der verstand mehr als Brodessen!

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 65-66.
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