[380] I. Der Hirtenknabe und der Riese.

1. Der Knabe, der mit dem Riesen wettete.

2. Der Knabe, der das Kind des Riesen in den Brunnen fallen ließ.

Diese uralte Sage ist weit verbreitet, sowol in, als außer Skandinavien. Sie kommt mit größeren oder wenigeren Unterschieden bei folgenden Nationen vor:

Bei den Lappländern. – Siehe Laestadius, Fortsetzung des Journals über Missionsreisen im Lappland, 1828–1832. S. 464–65. Ebenso Nilsson, Ureinwohner des skandinavischen Nordens. Stockholm 1843. Kap. 4, §. 4, S. 31.

Bei den Norwegern. Siehe Asbjörnsen und Jörgen Moe: Norwegische Volksmärchen »Askepot, som kapaad med Troldet.« Christiania 1843. Theil I. Nr. 6 S. 40–43.

Bei den Engländern. Einen Theil der Sage findet man auch in dem alten Märchen: »Jack the Giant-Killer,« mitgetheilt von Tabart in dessen »Fairy Tales«, London 1818, nebstdem in mehreren anderen Englischen Sammlungen.

Bei den Deutschen. Siehe Büsching: »Wöchentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Wissenschaft des Mittelalters.« Breslau 1819. Bd. IV.[383] S. 124–27. »Der Schneider und der Riese« (Unterösterreich. Märchen.) – Dieselbe Aufzeichnung findet man auch bei den Gebrüdern Grimm angeführt, Thl. II. Nr. 183. S. 436–38. »Kinder- und Hausmärchen«. – Verschiedene Züge aus dieser Sage haben auf die Erzählung »das tapfere Schneiderlein« Einfluß gehabt, bei Grimm: »Kinder- und Hausmärchen.« Thl. I. Nr. 20. S. 126–37. Hierbei glauben wir gleichwol bemerken zu müssen, daß diese, so wie verschiedene andere bei Grimm aufgenommene Erzählungen, unzweifelhaft durch Zusammenstellung und Vermischung von mehren nach Art und Eigenthümlichkeit vollkommen unterschiedenen Sagenstoffen entstanden sind. Auf diese Art ist der erste Theil der deutschen Erzählung eine echte Riesen-Sage (Jätte-Saga) und hat die meiste Aehnlichkeit mit den nordischen Ueberlieferungen, welche hier mitgetheilt werden; aber die letztere Abtheilung desselben ist nichts Anderes als ein gewöhnliches Volksmärchen. Die Gebrüder Grimm gestehen auch, (Thl. III. S. 30), daß sie zwei Aufzeichnungen von Hessen gehabt haben, in welchen die Riesensage als ein selbstständiges Ganzes hervortritt. – Siehe auch Kuhn, Märkische Sagen und Märchen. Berlin 1843. S. 289–294.

Bei den Serben. Siehe Büsching: Wöchentliche Nachrichten, in den Anmerkungen zu der Sage »Der Bartlose und der Knabe.« Bd. IV. S. 104.

Bei den Persern. Siehe die Sage von »Ameen of Isfahân and the Ghool« mitgetheilt aus Sir John Malcolms Sketches of Persia. Verwandte Thierfabeln von[384] hohem Alter und mit demselben leitenden Grundgedanken, sind bekannt:

Bei den Italienern. Siehe Straparola »Notti piacevoli.« die Fabel vom »Esel und Löwen.«

Bei den Indiern. Siehe die Fabel: »The Goat and the Lion« übersetzt nach dem indischen Werke Pancha Tantra, aus Sir John Malcolms: »Sketches of Persia.«

Quelle:
Hyltén-Cavallius, Gunnar/Stephens, George: Schwedische Volkssagen und Märchen. Wien: Haas, 1848, S. 380-381,383-385.
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