[345] Die Goldlampe, der Goldbock und der Goldpelz.

Eine wenig abweichende Ueberlieferung aus Ostgothland erzählt, daß das Trollweib drei Kostbarkeiten besaß, eine Goldlampe, einen Goldbock und ein [345] Goldfell. Um die Goldlampe zu erhalten, kroch der Knabe auf das Dach der Hütte des Weibes, und warf Steine durch den Rauchfang, so daß die Funken im ganzen Zimmer umherflogen. Als nun das Trollweib hinaus ging, um nach dem Grund davon zu sehen, war der Knabe bei der Hand, stahl die leuchtende Lampe, und floh eilig über den See zum anderen Ufer.

Um den Goldbock zu bekommen, benützte der Knabe dieselbe List, die in der vorhergehenden Erzählung erwähnt wurde.

Als nun das Weib sowol die Goldlampe, als auch den Goldbock verloren hatte, fürchtete sie auch, ihr schönes Goldfell zu verlieren, und verbarg es daher im Bette, wo sie lag. Nachts schlich der Knabe in die Stube hinein, legte sich unter das Bett, und begann sachte das Fell an sich zu ziehen. Aber in demselben Augenblicke erwachte das Trollweib, ertappte den Dieb und ergriff ihn.

Der Knabe sollte nun ermordet werden, aber er verlangte, selbst sich seine Todesart zu wählen. Er begehrte sich am weißen Brei zu Tode zu essen. Als er essen sollte, stopfte der Knabe den einen Löffel Brei in den Mund, und den anderen in einen Sack, den er um den Leib gebunden hatte. Er setzte es so fort, bis er zu Boden fiel, und stellte sich, als sei er todt. Das Weib aber zweifelte noch, das er wirklich todt sei, und schlug ihn auf den Magen, so daß der Sack sprang und aller Brei herausrann. Nun glaubte sie, daß der Dieb todtgeschlagen sei, und lief freudig fort, um ihren Nachbarn zu erzählen, wie sich Alles zugetragen hatte. Der Knabe aber benützte die Gelegenheit,[346] nahm das schöne Goldfell, und floh eilig über den See zum Königshofe, wo er die Tochter des Königs zur Gattin erhielt.

Quelle:
Hyltén-Cavallius, Gunnar/Stephens, George: Schwedische Volkssagen und Märchen. Wien: Haas, 1848, S. 345-347.
Lizenz:
Kategorien: