[369] Die drei Großmütterchen.

Eine andere Ueberlieferung aus Upland erzählt die Sage auf folgende Art:

Es war einmal ein altes Weib, die ernährte sich mit Spinnen; aber sie spann so gut, daß man nie ein feineres Garn als das ihrige sehen mochte. Es ereignete sich einmal, daß die Alte ihre Tochter zu dem Dorfe mit einem Bündel Garn schickte. Als das Mädchen auf dem Wege war, begegnete sie einem vornehmen Herrn; der fragte sie, ob sie selbst das seine Garn gesponnen. Das Mädchen bejahte es. Da sagte der Herr: »Wenn das wahr ist, was du sagst, daß du ein so feines Garn spinnen kannst, sollst du mir heim zu meinem Hofe folgen und meine Frau werden. Aber wenn du die Unwahrheit gesagt hast, so sollst du für deine Falschheit bestraft werden.« Das Mädchen[369] folgte nun zum Hofe des Herrn, und dort wurde die Hochzeit angeordnet.

Als der Tag sich näherte, an dem die Hochzeit bestimmt war, wurde die Braut sehr traurig, denn sie wußte wohl, daß es sich nicht so verhielt, wie sie gesagt hatte. Als sie nun in ihrer Kammer saß und weinte, öffnete sich die Thür, und es kam ein kleines, altes Weib von wunderlichem Aussehen herein. Das kleine alte Weib fragte, was die Ursache ihres so großen Kummers sei, und die Jungfrau erzählte Alles, was sich zugetragen hatte. Da sagte das Weib: »Wenn du mir versprechen willst, nie mehr zu lügen, so werde ich dir für diesmal helfen.« Bei dieser Rede wurde das Mädchen wieder fröhlich, und versprach, nie mehr mit der Unwahrheit sich zu befassen. Das alte Weib sagte: »Wenn der Hochzeitstag kommt, sollst du für mich einen besonderen Tisch decken. Daneben sollst du zwei Stühle setzen, und der Tisch muß in der Vorstube stehen, wo alle Leute hingehen.« Das Mädchen willigte gerne ein, und so schieden sie von einander.

Als nun der Hochzeitstag kam, und das Gastmahl zubereitet war, stand die junge Braut auf, ging in die Vorstube hinaus, und deckte einen kleinen Tisch; zum Tische aber setzte sie zwei Stühle, wie die Alte verlangt hatte. Der Bräutigam fragte, was dies Alles zu bedeuten habe; die Braut aber antwortete, daß es für den Fall sei, wenn irgend ein Armer komme, und sie besuche. So verstrich der Abend, und die Gäste sollten heimfahren. Da ging der Bräutigam hinaus, und sah ein altes Weib in der Vorstube sitzen; aber sie hatte ein so großes Gesäße,[370] daß sie auf beiden Stühlen saß, und ihr Daum war so groß wie die ganze Hand. Als er dies sah, verwunderte er sich sehr, und fragte, wie das Weib zu dem seltsamen Aussehen kam. »Ja,« sagte die Alte, »laß deine Braut eben so viele Jahre sitzen und spinnen wie mich, so wird sie es ebenfalls!« Nun wurde der Bräutigam erschreckt, und sagte; »Wenn es so ist, so soll sie gewiß nicht ein einziges Mal in ihrem Leben mehr spinnen.«

Die junge Braut wurde so befreit, eine Probe von ihrem Spinnen abzulegen, – und so ging es ihr immer wohl.

Quelle:
Hyltén-Cavallius, Gunnar/Stephens, George: Schwedische Volkssagen und Märchen. Wien: Haas, 1848, S. 369-371.
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