638. Todankünden eines Knechts.

[110] Chliser ist eine kleine, zwischen Felsen eingeschlossene, schwer zugängliche Alp am Südwestabhange des Bristenstockes, die früher als Oberstafel der Fellialp mit Rindvieh befahren, heute jedoch nur mehr gemäht oder von Ziegen und Schafen geweidet wird. Einmal waren daselbst mehrere Geschwister Walker aus dem Ried im Wildheu, als sie den Meieri-Franz, ihren Knecht, durch's Tal heraufkommen und sich ihnen nähern sahen. Hinter einigen Felsvorsprüngen entzog er sich ihren Augen, und trotz aller Erwartung erschien er nicht mehr. Am folgenden Tage begab sich eines der Geschwister ins Berggut hinunter und stellte dort den Franz zur Rede. Er leugnete mit aller Entschiedenheit. Kaum waren acht Tage seitdem verstrichen, fiel er einer tödlichen Lungenentzündung zum Opfer.


Jos. Zgraggen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 110.
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