Der starke Mann.

[11] In Kiekebusch (Kibuš) war ein sehr starker Mann, der fuhr mal eine ganze Tonne Bier (cełu tunu piwa) von Cottbus nach Kiekebusch. Unterwegs verlor er das Karrenrädchen, ohne es zu merken. Da begegnete ihm ein anderer und sagte: »Veter, Wy śćo to kolesko zgubili, Vetter, Ihr habt das Rädchen verloren! – Togodla mi tak wiselnje wo tom pěsku dźěše, deswegen ging es mir so schwer im Sande.«

Hernach ging er in die Cottwitzer Mühle bei Galinchen, Golenk, und fragte, weil damals gerade wenig Wasser war41, ob er ein »Negchen« (trošku žyto) zum Mahlen bringen könnte. »To možośo krynuć gleich zemlete, das könnt Ihr gleich gemahlen kriegen«, sagte der Müller. Dann brachte der Starke, auf der Schulter, auf einem Axthelm (na toporišću, Axtstiel) 31/2 Scheffel und seine Tochter 11/2 Scheffel42 Korn. S.

41

Daher der Müller nur wenig mahlen konnte.

42

Dresdener Mass. Sonst trägt ein starker Mann durchschnittlich 5/4 Scheffel, jener trug 7 alte Berliner Scheffel, die Tochter 3.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 11.
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