Der wendische König und der Schlossberg zu Burg.

Früher war Sumpf vom Schlossberg zu Burg bis an den Berg bei Werben10, dahin hatte der wendische König11 eine Brücke von Papier. Der war ein Räuberhauptmann und wo er und die seinigen Menschen mit Geld oder dergleichen antrafen, nahmen sie ihnen alles weg. Des Königs Taufname war Christian. Aber was hat er zum Lohn für sein Thun gehabt? Donnerschlag hat ihn gerührt.

Auf dem Schlossberge waren Räuber, die gingen aus auf Raub nach Böhmen und Mähren; auch in Peitz waren etliche ihres Stammes. In Prag war damals ein König, der nahm wegen der Räubereien den Schlossberg, und als der wendische König flüchtete, da nahmen sie ihn gefangen. Der wendische König hatte einen Sohn, der kam zu jener Zeit bis Peitz. Da wollte er sich baden und wurde dabei gestohlen. Die Böhmen hoffen den Schlossberg wiederzugewinnen und dann wollen sie den Schatz herausbringen. Die Böhmen haben den Schlossberg eingenommen, weil sie die ganzen Schriftstücke haben, [g.v. Buch.] Burg I, 1 ff.

In Prag soll noch eine alte Schrift über den Schlossberg sein.

Bei Handrow's [g.v.] Gastwirthschaft in Cottbus »schmeisst« und reisst es an den Thüren und schüttelt die Schlösser; es ist Nachts da nicht auszuhalten. I, 2, 9.[1]

Ueber den Schlossberg (grod) kam ein weisses Pferd ohne Kopf und darauf sass ein Mann ohne Kopf; der ritt aber nur bis durch den Schlossberg, das war in einer hellen Nacht.12 B. I, 9, 137.

Der w. König ist untergesunken (Borkowach pŕepanu). Sylow.

Das Geld (den Schatz) des w. Königs haben zwei Bären auf glühenden Wagen fortgefahren. I, 10.

Vor Zeiten ist des Nachts ein Licht vom Schlossberge bis Peitz (Picń) »gegangen«. Sie fuhren das Geld fort; es hat immer geklimpert. Es war auch in früherer Zeit auf dem Schlossberge der Zwergenkönig13, der wendische König, [v.] I, 4, 10.

Nach seiner Zeit, wie der wendische König schon gefangen war, haben sie das Geld immer des Nachts um 12 mit zwei Bären fortgeschafft und den Bären glimmte immer das Feuer aus dem Rachen und die sind immer gefahren »raufzu« nach Peitz und das Geld hat geklimpert. So erzählte immer früher der ganz alte Nezker vom Schlossberge. [g.v.] B.

Der Teufel hatte einmal eine Wette gemacht, er wollte »auf dreimal« den Schlossberg machen. Beim zweitenmal aber hatte er sich verspätet, da riss seine Schürze ab, da wo Schober wohnt im Dorfe Burg. Von der Zeit ist noch der Sand; den hatte er aus der Goreschowa geholt.14 B. I, 8, 186.

10

Vergl. I, 31. Das Bergchen bei Werben, mehr nach Schmogrow hin, heisst Cosna, ein anderes in jener Gegend Wažyšćo.

11

In dem Gebiete zwischen Hoyerswerda, Spremberg, Muskau und der sächsischen Grenze habe ich nichts vom serski Kral gehört. Ueber die angeblichen Nachkommen desselben vergl. meine Bemerkungen in der Zeitschrift für Ethnologie. Berlin, 1879, XI, Verh. 442. – Vor Jahren glaubten manche, sie hätten auf dem Schlossberge den wendischen König gesehen. Es war aber ein alter Wende, der oft um Mitternacht, aus der Schenke kommend, über den Schlossberg heimkehrte. Der trug weisse Hosen, einen weissen Rock und eine schwarze Pelzmütze. Gewöhnlich brannte seine Pfeife nicht, dann sprühte er viele Funken aus der Buška. – Im vorigen, vereinzelt bis anfangs dieses Jahrhunderts trugen nämlich auch die Wenden im Spreewalde lange weisse Leinwandröcke mit blanken Knöpfen, rothen Biesen und grossen Seitentaschen (vergl. I, 149, Schneider am Grabe), rothe Westen mit grossen blanken Knöpfen, kurze weisse Kniehosen mit rothen Nesteln, lange weisse Strümpfe mit rother Verzierung und Schuhe mit blanken Schnallen, durch welche ein Seidenband gezogen war; auf dem Kopfe eine Pelzmütze mit grünem oder blauem Sammetdeckel.

12

Vergl. Der Spreewald und der Schlossberg von Burg von R. Virchow und W.v. Schulenburg. Berlin 1880. S. 30.

13

Wo bei Rauschendorf (Gransee) die alten (Urnen) gefunden werden, »da soll der Zwergenkönig begraben liegen«. Bei Rauschendorf, auf freiem Felde, heisst eine Stelle: Wendenfeld. Ebenso soll der Zwergenkönig begraben liegen bei Lindow (nach Bolle). Vergl. I, 7.

14

Vergl. I, 13, 123. »Unten im Wasser, in das das Männchen hineinstieg, soll ein weisser Bär gewesen sein.« [g.v.] Burg.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 1-2.
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