Der Dieb und der Bauer.

[38] Ein Bauer »kriegte« einen Ochsen »gestohlen«, der Ochse aber war ein Blässe.106 Dann ging er den Ochsen suchen und begegnete dem Diebe; der hatte ein »schiefes Maul«. Da frug der Bauer den Dieb: »Vetter, schon lange schiefes Maul?« – »Zeitlebens! ... Hot107 Blaso« sagte dann der Dieb und trieb den Ochsen weiter. Da sah der Bauer nicht auf den Ochsen,108 sondern immer nur auf den Mann, der so einen schiefen Mund hatte und so kam der Dieb glücklich davon. B. I, 50.

106

Mit weissem Fleck auf der Stirn.

107

D.h. geh weiter.

108

Sprüchwort: coź woł, wostańo woł. Was ein Ochse ist, bleibt ein Ochse.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 38.
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