Die drei Mädchen.

[24] Es waren drei Mädchen, die waren die schönsten weit und breit. Die kamen immer zur Musik78 in ein Dorf, aber niemand wusste, wo sie herkamen und kein Bursche durfte sie jemals nach Hause begleiten. Und die jüngste verliebte sich einmal in einen jungen Burschen und der wollte gern wissen, wo sie wohnte. Doch jedesmal, wenn Feierabend79 geboten wurde, verschwanden alle drei. Aber einmal liess der Bursche, die er liebte, nicht los; doch sie war sehr böse, weil sie fort wollte und zuletzt musste er sie loslassen. Allein er verabredete mit ihr, dass sie sich wiedertreffen wollten.

Wie dann wieder Musik war, kamen die drei Mädchen wiederum in das Dorf. Und der Verliebte sah die seinige gleich wieder und lauschte, wann sie gingen; er musste ihnen nachgehen, denn seine Liebe war zu gross. Sie hatte ihm verboten, er sollte nicht mitkommen, sonst würde er sein Leben einbüssen. Aber sie konnte sich nicht vor ihm retten, er ging mit und kam mit der jüngsten in das Schloss, wo sie wohnte. Die beiden anderen waren schon verschwunden, da kam ein alter Mann mit grossem Barte vor und sagte zum Burschen: »Wenn Dir Dein Leben lieb ist, so kehre um!« Aber der fürchtete sich nicht und fragte sein Liebchen: »Was soll ich machen, co ja derim cynić?« Und sie hatte ihm schon vorher gesagt, was er machen sollte. Wie sie nun in der Stube waren, kam der alte Mann hinein. Da nahm mein Bursche ein Stemmeisen80 in eine und ein Handbeil in die andere Hand, fasste den grossen Bart des alten Mannes und keilte ihn mit Handbeil[24] und Stemmeisen den Bart in einen grossen Klotz ein, so dass der Alte den Bart nicht mehr rühren konnte. Und so sitzt er noch heute da, wenn er nicht losgekommen ist. S.

78

Tanzmusik.

79

Wenn zu gewisser Zeit Nachts vom Wirthe »Feierabend« geboten wird, dann müssen die Tänzer die Schenke verlassen.

80

Bloško.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 24-25.
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