Die faule Spinnerin.

[39] Es war eine Frau, die sagte immer zu ihrem Manne, sie wäre sehr fleissig. War der Mann fortgewesen, und kam nach Hause, so wickelte sie das gesponnene Garn auf und stellte sich oben auf die Treppe. Dann warf sie ihm das Gesponnene herunter und er musste es wieder hinaufwerfen, und sie warf es immer wieder herunter. So machte sie es eine ganze Stunde lang. Da glaubte der Mann, sie hätte so viel gesponnen und war sehr froh. Dann machte sie sich dabei und kochte das Garn in einem grossen Kessel, that aber viel Werg (źěło) hinein und sagte zu ihrem Manne: »Wenn der Hund über die Schwelle kommt, kocht mein ganzes Garn zu Werg«. Da stellte sich der Mann an der Schwelle hin und passte immer auf. Einmal aber ging er weg, da hielt die Frau dem Hunde ein Stückchen Brot hin und der Hund kam über die Schwelle. Da schrie sie: »Herje, Mann, der Hund ist über die Schwelle gekommen, das ganze Garn ist zu Werg gekocht«. Und sie zog es heraus und es war lauter Werg. G.-S.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 39.
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