Der Koboldsee.

[3] Im Kobold- oder Teufelssee, Cartowy ług16, kommt alle drei oder sieben Jahre ein Berg heraus. Da ist mal etwas versenkt worden, das soll vom Kobold her sein. Eine alte Frau, meine Grossmutter, die an der Bluschniza17 wohnt, hütete mal Kühe am See, wie der Berg so rund wie ein Bauch herauskam. Da kam ein ganz kleines Mädchen, wie von den Zwergen, ganz in rothe »Lumpen« (alte Kleider, Tücher) gekleidet, auf den Berg, mitten im See. Die stiess sich »mit dem Kahne« ans Land und kam zu meiner Grossmutter heran, aber hat kein Wort gesagt. Und kehrte wieder um, in den See hinein und verschwand im Wasser. –

Früher war da in der sumpfigen Niederung der rothe Nyks.

Der See soll eine ungeheure Tiefe haben, sie liessen das Senkblei hinein, aber es war kein Grund.

Noch jetzt holen Leute das Gesundswasser aus dem Koblosee, manche Mittags, manche Nachts, das ganze Jahr hindurch. Alte Hemden, Spaten, Besen werden zurückgelassen. B. I, 23–2818, 298.

16

In Burg gesprochen: wuk, Sumpfsee, »Pfuhl«.

17

Ein Spreearm in der Kaupergemeinde Burg, Blužnica.

18

Vergl. I, 28: die Brücke. – »Am Tage haben sie oftmals gesehen, dass eine ganze Heerde Schafe ging und ein Schäfer mit seinem Stock und Hund, der sie da hütete, aber alle waren ohne Kopf. Das war auf dem Felde bei Gross-Machnow (bei Zossen)«. – Vergl. I, 32. Myššn, Mušyn heisst das Dorf Müschen, davon: Mušink (Klein-Müschen, Muschenchen) der Theil desselben, welcher nach Vetschau hinliegt (getrennt von Müschen durch den Landgraben) und zum Theil erst später erbaut auf dem Mušink, einem flachen Berge, welcher zahllose vorgeschichtliche Thongefässe, Knochen, Brandstellen, ein aus Steinen gesetztes Lager (zum Verbrennen von Todten) u.d.m. enthielt. Aus demselben sollen bereits seit 20 Jahren Gefässe und dergl. herausgenommen worden sein; man schüttete die Scherben in die Wagenleise. Vieles habe ich im Winter 1877–1878 beim Ausgraben noch gerettet. In vielen Erzählungen wird der grundlose Schlamm und Modder von Müschen hervorgehoben (noch jetzt zeitweise beschwerlich). Mutnica ein Spreearm (mušiś trübe machen, den Schlamm aufrühren), Mutinaja russische Göttin, vergl. Schwenk; slav. Myth. 284.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 3.
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